| Morgens, halb 10 in Deutschland

Morgens, halb 10 in Deutschland

Gestern morgen falle ich samt Terrier Krümel, wie jeden Morgen,
zum 2.Frühstück bei meinem Vater ein.
Es ist uns allen zu einem liebgewonnen Ritual geworden,
uns Menschen genauso wie den Hunden.
Hat fast Zeremoniecharakter.
Eine Zeremonie. bei der es viel weniger um Nahrungsaufnahme
als viel mehr um einen geselligen Teil des Tages geht und
der läuft immer ziemlich genau im gleichen Schema ab.
Ja auch ich mag Rituale.
Wir planen gemeinsam den Tag, tauschen neueste Neuigkeiten,
führen ernsthafte und auch minder ernsthafte Diskussionen und
lachen viel, manchmal bis uns die Tränen kommen.
Wir holen viel nach wofür früher oft keine Zeit blieb!
Purer Luxus, den ich endlich wieder voll und ganz genießen kann,
seit ich „mein eigener Herr“ bin.
Unsere drei Hunde sind immer mit dabei, fällt doch dann und wann
eine Käseecke vom Tisch, oder die oberste Wurstscheibe ist gar zu grau,
um wieder ihren Weg in den Kühlschrank zu finden.
Es gibt immer einen Grund, warum man geduldig am Tisch liegt.
Wir achten peinlich genau darauf, dass alles in der nötigen Ruhe stattfindet,
da gerade bei „Krümel“ Futter eine ziemlich große Ressource darstellt und
prinzipiell erst einmal alles seins ist und wie könnte es anders sein,
am sichersten in seinem Magen aufgehoben ist.
Damit gehen die Collies nicht immer konform und es bedarf eines
guten Managements unsererseits, damit Streit vermieden wird.
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Normalerweise werden „Krümel“ und ich freudig von den Collies begrüßt,
gestern jedoch nicht, lediglich „Munin“ erscheint, etwas aufgeregt und
verschwindet sofort wieder, was mich schon erst mal stutzig werden lässt.

„Alles Okay hier?“
Frage ich besorgt in die Runde, schaue von Zimmer zu Zimmer nach „Raya“ und
finde sie völlig gestresst hechelnd mit irrem Blick vor der Fensterbank,
schon höre ich meinen Vater aus dem Bad:
„Die Hunde haben keine Zeit, sie sind im Jagdfieber, hier schwirren zwei dicke Fliegen
durch die Gegend und die machen uns alle völlig nervös.“

Aha, denke ich, eure Rettung ist nah!
Um dem Spuk ein Ende zu bereiten bewaffne ich mich mit einer Fliegenklatsche und
will helfen. Nicht das ich meinen Hunden nicht zutraue eine Fliege zu fangen,
nein vielmehr um den Vorgang zu beschleunigen,
jagen macht den Collies so viel mehr Spaß als das eigentliche töten.
Ja ich bin manchmal ein Spielverderber, aber mich nerven sie mit ihrem hohen
Adrenalinspiegel , der auch gerne mal schnell zu mir herüberschwappt.
Nein, ich hechte dann nicht wild den Fliegen hinterher!
Schönes Bild, aber vergesst es einfach! Bitte!
Menschen können ja gerade bei der Jagd noch viel von Hunden lernen,
sollte ich wohl, denn ich sehe nichts und höre nichts, keine Fliege weit und breit.
Lediglich „Krümel“ lässt sich anstecken von unserer Jagdleidenschaft und
wuselt sich wie ein Irrwisch unter die Blumenbank.
Noch während ich überlege ob es Sinn macht die Hunde erst einmal in den Garten
zu schicken und meine Jagd in Ruhe alleine fortzusetzen, eskaliert die Situation:
„Raya“ tippelt kaum mehr ansprechbar von einem Bein aufs andere,
„Munin“ kläfft vor lauter Begeisterung über dieses gemeinsame Jagdvergnügen und
„Krümel“ schiebt wie ein Bulldozer das komplette Terassen-Sitzkissensortiment
unter der Bank hervor.

Für zwei Fliegen empfinde ich sein Verhalten etwas überdimensioniert,
 er arbeitet absolut zielgerichtet, warum sollte ich ihm dieses
anscheinende Vergnügen  nicht gönnen?
Aber dann ein kurzes, wütendes Knurren, ein schnelles zustoßen und
Krümel kommt  große Blutstropfen verteilend und stolz wie Amtmann mit
seiner Trophäe im Maul wieder zum Vorschein.

Nix Fliege, sondern Maus und zwar mausetot,
wird mir Lob heischend vor die Füße gelegt,
echt lecker auf nüchternen Magen, aber was macht ein kluges Frauchen?
Meckern? Im Leben nicht!
Sie lobt natürlich ihren Hund und würdigt die Beute mit entsprechender Hingabe.
„Feiner Hund, super gemacht, hätte ich nicht besser machen können.“
Würg….
Doch hätte ich – ich hätte sie am Leben lassen und in den Garten jagen können!
Seufz…
Bin ich doch, wie von meinen Hunden richtig angenommen,
völlig ungeeignet für die Jagd.
Als Dank für seine große Hilfe, darf er natürlich die Beute für sich alleine haben.
Damit ist sein Glück vollkommen und er verzieht sich mit stolzgeschwellter Brust
in den Garten und wir, der Rest, schaffen wieder etwas Ordnung und
gehen ganz normal zur Alltagsroutine über.
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Was für ein Abenteuer!
Kann man haben, muss man nicht!
Herzlichst Eure Katrin

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