Mein Dreamteam

Inspiriert durch eine Aussage in einer Facebookdiskussion, dass eine Stimmung im Spiel zwischen zwei Hunden kippen kann möchte ich euch die Geschichte von Krümel und Munin erzählen:
Munin und Krümel, oder „Mein Dreamteam“

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Als ich vor 2,5 Jahren den Krümel zu uns in die Familie geholt habe, habe ich keinerlei Gedanken daran verschwendet, was es heißt und was passieren kann wenn Menschen Hunde „Zwangsvergesellschaften“.
Das war unüberlegt und nicht fair und ich hätte einfach besser drüber nachdenken müssen.
Nun muss ich sehen wie ich damit klar komme. Doch dazu später.
Um euch zu erklären was passiert ist, muss ich ein wenig ausholen:
Munin, der Collierüde (7) meines Vaters hatte einen schweren Start ins Leben und ist nebenher noch ziemlich krank.
Obwohl er seit Welpenalter bei uns ist, ist es uns durch widrigste Lebensumstände
(Tod, Krankheit, Dauerstress in,etcpp) nicht geglückt ihm das zu geben was er brauchte, um ein souveräner, gelassener Hund zu werden. Er ist ängstlich und unsicher und "geht auch mal nach vorne", um sich den nötigen Raum zu schaffen. Es ist ihm schnell zu eng, aber eben nicht immer und das macht es nicht einfach Situationen mit Sicherheit zu beurteilen. Er ist keineswegs in Lage „in menschlichem Sinne“ gute Entscheidungen für sich zu treffen. Nach diversen „Hautproben“ von Kindern,
Postboten und Handwerkern und allem was da so mit dran hängt haben wir im Familienrat (wir, das sind mein gehbehinderter Vater, meine Kinder (22+15) und ich) zusammengesessen und mussten eine Entscheidung treffen:
Wie und vor allem ob wir überhaupt in der Lage sind diesen Hund weiter zu halten,
ohne dass uns irgendwann das Amt diese Entscheidung abnimmt.
Mir war klar, dass sich grundlegend etwas ändern muss!
Es ist eine eindeutige Entscheidung gefällt worden: JA! Das schaffen wir!
Scheixxe, bedeutete es doch für mich  meinen Job als „Hundeverhaltensberaterin“
hier in der Familie aufzunehmen. Was das bedeutet brauche ich wohl niemandem zu erklären. Oder hat schon mal einer von euch versucht einem „waschechten Hundemenschen, Musher und über jahrzehnte lang Mehrhundehalter“ (meinem Vater…von dem ich jahrelang gelernt habe was ich über Hunde wusste) zu erklären,
dass das was er immer für gut und richtig befunden hat und was ja auch immer irgendwie funktioniert hat, schon im Ansatz falsch ist?!
Was das gemacht hat – ein Tsunami ist nichts dagegen und ich möchte nicht näher darauf eingehen.
Dann kam Krümel:
Ein kleiner (5Monate), geschundener Terriermix, gefunden in Berlin und halbtot
gebissen auf einer seiner vielfältigen Pflegestellen. Ein Hund der schon im Babyalter gelernt hat für sich zu sorgen und sich sich durchzusetzen. Früher hätte man ihn wahrscheinlich dominant betitelt, ich beschreibe ihn heute
als „einen liebenswerten, zum Größenwahn neigenden, leicht suizidalen, Hooligan“.
Er weiß genau was er will und fordert es konsequent ein, dabei niedlich und aufgeschlossen den Menschen gegenüber. Das ist die perfekte Mischung….und jeder bekommt den Hund den er braucht.
Ein Schelm, wer jetzt schmunzelt….
Krümels Art mit Dingen umzugehen (Er lässt sich halt durch nichts erschüttern, was er will oder auch nicht will , will er wirklich oder auch wirklich nicht!!), führte dazu, dass wir uns schnell in trügerischer Sicherheit gewiegt haben und mit einem „Ach lass sie doch, so süß die zwei“ „der kommt schon klar mit Munin“ den Dingen ihren Lauf ließen.
Das Ende vom Lied waren ein Terrier mit Loch im Ohr, einem Riss überm Auge und
einer gebrochenen Vorderpfote und….. einem zusammengeschissenen Collie, der nun gar kein Vertrauen mehr zu seinem Herrchen hatte.
Was genau passiert ist kann ich nur erahnen, denn ich war nicht vor Ort. Offensichtlich sind sie ungerechte Sparringspartner und wir haben in unsere Rolle als liebevolle Lehrer und treusorgende Hundeeltern kläglich versagt und alles falsch gemacht was geht.
Unsere vorgefertigte Grundeinstellung einen bissigen Collie zu haben, auf den man ein Auge haben muss und einen in seiner Grundstimmung immer freundlichen Junghund
zu sehen hat unseren Verstand völlig vernebelt und den Blick für´s Wesentliche getrübt.
Fakt ist, dass der Große dem Kleinen mental nichts entgegenzusetzen hat und er das eigentliche Opfer ist!
Völlig überfordert hat er das Einzige getan was ihm möglich war, um sich diesen Plagegeist vom Hals zu halten und ist dafür noch bestraft worden. Dafür gehört uns einmal kräftig in den Allerwertesten getreten (Keine Sorge, das haben wir dann gegenseitig getan) und haben von einer Minute zur nächsten unser Verhalten den Hunden gegenüber um 180° gedreht. Wir schützen den Großen vor dem Kleinen und Zähne gibt es schon mal gar nicht mehr zu sehen, wir halten das Energieniveau so niedrig wie möglich und trennen die Beiden, wenn es keine menschliche Obacht gibt.
Seit dem ist hier Ruhe und mittlerweile können beide wieder zusammen schnüffeln, zusammen fressen und sogar zusammen auf einem Bett schlafen,
dafür bin ich dankbar, doch es ist ein Weg und wird nie enden vermutlich geschweige denn so entspannt sein wie ich es gerne hätte. Zauberlich zu sehen wie sie es mir beide Recht machen möchten und einfordern was sie brauchen um mit den verschiedensten Situationen klarzukommen….sie können sich mittlerweile ignorieren, im Bogen umeinander herumlaufen, sich folgen und es ist genial, das zu beobachten.
Schauen wir uns an was passiert ist:
Oberflächlich würde man lt. Definition erst einmal von einer aggressiven Handlung ausgehen, doch wenn man tiefer guckt was da passiert ist, sehen wir folgendes
Der Collie hatte Stress, ausgelöst durch den jungen Terrier.
Welche Möglichkeiten bleiben ihm da? Doch nur die klassischen vier F´s :
Flight – Flucht, ist bei einem aufdringlichen Terrier kaum möglich.
Fiddle up  – unangemessenes -/Spiel- Verhalten zeigen, ist etwas was Munin
vom Wesen her völlig fern liegt.
Freeze – Einfrieren auch nicht das Mittel der Wahl, wenn man einen vor Temperament überschäumenden Terrier an der Backe hat.
Was bleibt ist Fight – Kampf – sich zur Wehr zu setzen und einmal sehr deutlich sagen: Feierabend! Genau jetzt!
Dumm gelaufen, aber völlig logisch!
Munin wollte Krümel nicht willentlich Schaden zufügen,
sondern sich selbst schützen und er hatte keine andere Chance, als ohne menschliche Hilfe "auf Hundeart" – so wie es seine Natur ist – dieses Problem zu lösen.!
Ein Problem, das es ohne Menschen wahrscheinlich nicht gegeben hätte.
Ein Problem, das nur durch menschliche Missinterpretation entstehen konnte.
Ein Problem, das schon lange vor der eigentlichen Handlung seinen Ursprung hatte und außerdem ein Problem was nicht die Hunde untereinander lösen sollten –
sondern wir Menschen!
Wir müssen achtsam sein, objektiv hinschauen, nicht bewerten und dann das tun, was unsere Aufgabe ist: Verantwortung übernehmen!! Und dieses vermeintliche Spiel unterbrechen, die beiden trennen und wieder Ruhe in die Situation bringen.
Wenn wir uns diesen Vorgang ganz bewusst machen, könnten wir viel Leid verhindern und aktiven Tierschutz betreiben.
Ich habe meine Lektion gelernt und hoffe ich kann vielleicht auf diese Weise Mut machen, um wertfrei über genau diese Probleme zu sprechen.
Mut sich vielleicht Hilfe zu suchen, um die Kommunikation zwischen den Hunden besser zu lernen. Uns auszutauschen, um es in Zukunft ein Stück weit besser zu machen indem wir dafür sorgen das solche Situationen gar nicht erst entstehen.
In diesem Sinne, freue ich mich auf eure Geschichten
 

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