| Hunde haben Sorgen

Statt bei Widersetzlichkeiten zu denken, dass unser Hund Probleme macht, sollten wir erkennen, dass er Probleme hat…..welche auch immer?!

Hast du jemals darüber nachgedacht, das ein Hund niemals etwas machen würde um uns willentlich zu ärgern? Damit will ich keinesfalls sagen, dass es nicht Verhalten gibt,  das selbst mich nervt. 
Selbstredend nervt es, wenn Krümel nach 7 Jahren gemeinsamer Zeit immer noch jeden entgegenkommenden Fußgänger, Fahrradfahrer, Reiter beschimpft. Dass das schon viel ruhiger und besser geworden ist, sieht in diesem Moment niemand, liegt ja keine Messlatte daneben….Das was man sieht ist ein in der Leine stehender, wild um sich kläffender, geifernder Terriermischling  mit einem schweigenden, lächelnden Frauchen am anderen Ende der Leine. 
Ich sehe genau wie sehr er sich bemüht, dieses Verhalten nicht mehr zu zeigen:
er kugelt mir nicht mehr, mit einem unkontrollierten Sprung in Feindesrichtung, fast die Schulter aus, nein – oft setzt er sich sogar, egal wie groß oder klein der Abstand ist,
ohne jeglichern Druck auf der Leine und meckert lautstark – bis ihm vor lauter Aufregung der Speichel um die Ohren fliegt. Ist dann, nachdem der Spuk vorbei ist, sofort wieder ansprechbar.
Helfen würde es sehr, wenn die Menschen, die uns begegnen, einfach an uns vorüber gehen würden und nicht stehen bleiben mit einem „Nanana, wir tun dir doch nichts“, oder gar zurück bellen und damit die Situation unnötig verlängern und verschlimmbessern.
Ich weiß, alle meinen es nur gut, aber gut gemeint ist selten gut gemacht. 
Niemand der ihn nicht länger kennt, weiß, oder erkennt in diesem Moment was er für
ein Held ist und welche Entwicklung wir schon hinter uns haben:

  • wie sehr er unsicheren Hunden auf unseren Trainingsspaziergängen Sicherheit verleiht,
  • wie großzügig er ist, wenn er angemotzt wird.
  • Wie oft er freundliche Angebote macht, es ihm einfach nachzutun,
  • unterwegs keinerlei Ressourcen beansprucht.
  • Er versucht sogar zu lehren, indem er immer wieder bemüht ist Ruhe in die Gruppe zu bringen, wenn die Energie gar zu hohe Wellen schlägt. Da ist er sehr streng, fast gnadenlos. 

Das was bleibt in meinem Kopf sind Spaziergänger die meinen Hund auffordern:

  • "Halt einfach mal die Fresse, du blöder Köter“  
  • Sinnlose Diskussionen über schlechte Sozialisierung und
  • zum Teil Experten Ratschläge wie Begegnungen besser laufen können,
  • was ich doch zu tun, oder zu lassen hätte.
  • Bemitleidende Gesichter.

Nur wenige Menschen machen sich die Mühe gute Begegnungen zu arrangieren.
Diesen danke ich jedes mal von Herzen, vielleicht nicht immer mit Worten, aber mit einem Lächeln, weil ich mich auf meinen Hund konzentrieren muss, um ihm maximale Unterstützung zu gewährleisten. Aber gedanklich immer! Oft rufe ich ihnen, sobald der Druck weg, ist ein Dankeschön hinterher.
Wenige erleben ihn bei uns zu Hause, wo er alle – egal ob Mensch und Hund – herzlich Willkommen heißt – das ist bei weitem keine Selbstverständlichkeit und war auch schon mal ganz anders.
Mit Kindern muss man vorsichtig sein, die sind ihm unheimlich und machen ihm Angst…Warum auch immer – der Wunsch wäre, dass er sich einfach schweigend  zurück zieht. Aber ist das Terrier Art? Wohl eher nicht, auch wenn wir gerne mal vergessen, wofür wir Menschen mit knallharter Selektion, spezielle Verhaltensmuster bei Hunden gefördert haben, damit sie ihren Job, den sie vom Menschen zugewiesen bekommen haben optimal erfüllen. Terrier wurden nicht dafür gezüchtet sich still zurückzunehmen, sondern sich angstfrei jeder Herausforderung zu stellen, mit Pech bis zum bitteren Ende.

Was passiert, wenn ich mich ständig still über Krümel ärgern würde?
Ich vergifte unsere Beziehung mit Misstrauen und ich werde unberechenbar für meinen Hund. Denn es sind die Kleinigkeiten auf die es ankommt, das Leise, die Zwischentöne. Menschen haben verlernt zu hören, wenn ein Herz schreit.
Hunde nicht! Sie fühlen wie es mir geht, sie lieben es, wenn es mir gut geht, meine Herz lacht und mir das Herz leicht ist. Hunde hören mein Herz flüstern und ich habe von ihnen lernen dürfen auf die ganzen, alltäglichen, oft bösen, inneren Dialoge zu verzichten.
Das hilft beiden Enden der Leine, auf ganz wundersame Weise. 
Ach-ja ,die Leine, noch so ein Ding was oft belächelt wird….Ja, Krümel läuft, sobald wir unser Grundstück verlassen, an der Leine. Sie schützt ihn und seine Umwelt gleichermaßen vor unerwünschten Zwischenfällen.
Warum sollte ich ihm das verwehren? Er vertraut mir, legt sein Leben bedingungslos in meine Hände, glaubt fest daran, dass ich ihn gut durch unsere Welt führe und ihn vor allem Unglück schütze – dieses Vertrauen würde ich niemals missbrauchen, nur weil mir vermeintliche Freiheit wichtiger ist.
Freiheit ist eine Geisteshaltung und hat mit der Hundeleine herzlich wenig zu tun. 
Ich rege mich nicht mehr auf, wenn sich andere über uns aufregen. Anfangs war immer die Frage nach dem: Warum? Gefunden habe ich dabei letztendlich ein: Egal! 
Ich liebe meinen Hund – mit Haut und Haaren, seinen Stärken und seinen Schwächen und habe verstanden: Wer andere beschimpft, hat sich am wenigsten selber lieb.
Das tut mir  zwar leid, aber es ist weder meine Schuld, noch liegt es in meiner Verantwortung, andere Menschen glücklich zu machen. Dafür ist jeder Erwachsene selber zuständig. Doch es ist in meiner Verantwortung, meinen Hund glücklich zu machen – soweit ich es vermag. Raum zu schaffen in derm unsere Beziehung ständig auf liebevolle Art und Weise arbeitet. 
Ein paar meiner Gedanken dazu: Liebe ist:

  • eine wertschätzende Begegnung auf Augenhöhe. 
  • großzügig, verzeiht alles 
  • das Gegenüber anzunehmen wie es gerade ist, ohne ihn verändern zu wollen.
  • aktiv zuzuhören und verstehen zu wollen
  • zu fühlen was mein Gegenüber fühlt
  • Niemandem absichtlich zu schaden 
  • gemeinsam zu wachsen, 
  • auch mal hinter die Kulisse zu schauen und sich ein größeres Bild zu machen.
  • Arbeit an sich selbst, indem man ständig das eigenen Handeln und Denken reflektiert
  • sich frei zu machen von Erwartungen und Bedingungen
  • keine Trainingsarena

Meine Liste könnte ich unendlich verlängern. Doch es ist sinnlos, muss doch jeder für sich seine eigenen Gedanken machen, was Liebe für ihn bedeutet. 
Und noch während ich meine Gedanken ordne und dieses schreibe, merke ich dass ich noch mehr lernen darf ehrlich zu lieben: mich selbst, meine Mitmenschen…die gesamte Schöpfung. 
Meine Hunde erinnern mich ständig daran und helfen mir die Welt durch meine Liebe zu einem friedlicherem Ort zu machen.
In diesem Sinne. 

Liebevolle und damit friedliche Weihnachten
Eure Katrin

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