| Die Qual der Wahl

oder Freiheit – wie ich sie verstehe

Ich habe mein ganzes Leben aus Hundefutter noch keine Philosophie gemacht und trotzdem sehr viel Gehirnschmalz verbraucht, um meine Sache so gut wie möglich zu machen. 
Für mich ein ganz entscheidender Punkt: Meine Hunde dürfen fast alles probieren was ich auch esse und sie dürfen sagen was ihnen schmeckt und was nicht. Sie haben Vorlieben und Abneigungen, total normal. Denn ich weiß auch sehr genau, was mir schmeckt und gut tut und was nicht: 
Ich liebe zum Beispiel deftigen Grünkohl mit allem drum und dran, ja auch mit süßen Kartoffeln, weiß aber genau, die anschließenden 24 Stunden brauche ich, um mich von diesem Festmahl zu erholen. Egal – einmal im Jahr nehme ich das in Kauf.
Ob es am Kohl liegt, oder an der Menge gepökeltem Fleisch…shit happens.es schmeckt mir in genau dieser Kombi und die bekommt mir halt nicht.

Zum Glück kann ich das frei entscheiden, im Gegensatz zu unseren Hunden – denen stellen wir meist ihr Futter vor die Nase und hoffen das es aufgefressen und gut vertragen wird. 
Und genau das mache ich anders:
Ich lebe sehr eng mit meinen Hunden zusammen und sie begleiten mich sowohl beim Essen zubereiten, als auch während der Mahlzeiten.
Ja, meine Hunde dürfen in die Küche, wenn sie sich nicht gerade vor meine Füße legen, das verstehen sie und halten Sicherheitsabstand. Außerdem liegen auch während der Mahlzeiten am Tisch, weil sie genau wissen, dass dort ab und zu etwas für sie abfällt, oder weil sie einfach gerne dabei sind?
Wer weiß es schon genau?

Ich bin überzeugt davon, dass es genau das Wissen ist, dass man etwas bekommt,
wenn man höflich fragt, was meine Hunde davon abhält zu stehlen. Oder sagen wir fairerweise, wenn was gestohlen wird, es zu bringen: Ich möchte genau das, darf ich?
Der Krümel ist eine diebische Elster, ich glaube er hat echt Spaß daran, mir sehr nachdrücklich zu sagen was er gerne möchte. Soll ich ihn dafür ausschimpfen?
Nein, das würde ich nie fertig kriegen, wenn er mir seine Beute bringt, eher bin ich tief berührt und schenke ihm dann zumindest ein kleines Stückchen mit dem er dann vollends zufrieden ist.

Damit es so läuft wie es läuft, mache ich meinen Hunden regelmäßig Angebote,
wenn sie fragen, oder eben ganz konkret: Hey, hier gibt es was, möchtest du probieren?
Und akzeptiere ihre Antwort, sie riechen dran, nehmen es vielleicht sogar ins Maul, fressen es allerdings nur wenn es ihnen schmeckt….nicht mir zuliebe oder weil sie Hunger hätten, oder Sorge haben, nie wieder etwas angeboten zu bekommen.
Selbst der vermeintliche Allesfresser Krümel hat seine Vorlieben, auch wenn er es regelmäßig vergisst und erst mal bei allem pauschal höflich „Bitte Bitte!“ macht.
Ich weiß  er mag keine rohen Möhren, aber wenn er fragt, bekommt er ein klitzekleines Stück und spuckt es aus….lässt es liegen, mit einem verächtlichen Blick, wie ich ihm das zumuten konnte. Ich muss vorher schon lachen, weil ich genau weiß was passiert, aber soll ich es deswegen lassen und riskieren, dass er mich nicht mehr fragt? Neverever, denn nur so hatte ich Chance mit seiner anfänglichen Futteraggression umzugehen.
Er hatte lange nicht verstanden, dass es immer genug für alle gibt und niemand vergessen oder bevorzugt wird. Nichtsdestotrotz:  Es war alles seins, immer in größter Sorge, nicht satt zu werden. Das kann schon mal gefährlich werden,
denn andere dürfen sehr wohl sagen, dass es ihr Futter ist.
Ich kann es auch nicht leiden , wenn sich jemand von meinem Teller bedient – Fragen kostet nichts und „Nein ist Nein“ keine Diskussionsgrundlage.

Was habe ich gemacht?
Ich habe ihn über mehrere Tage satt gefüttert, es gab mit seinen damals fünf Monaten drei Mahlzeiten, mit einer Schonkost aus gekochter Pute und Haferflockenbrei und
er hat zu jeder Mahlzeit soviel bekommen wie er wollte, ich habe immer wieder nachgefüllt, sobald er aufgegessen und nach mehr gefragt hat, mal Brei, mal Pute, gerade wie es kam und irgendwann hat er von ganz alleine aufgehört, bzw nur noch Pute gegessen. 

Ganz wichtig: Niemals mit Trockenfutter machen, weil das Sättigungsgefühl viel zu spät einsetzt und ernsthafte Komplikationen die Folge wären!

Ich habe damit ziemlich galant mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Er hat gelernt:

  • zu fragen,
  • das ich mich bemühe zu verstehen, was er will 
  • das ich zeitnah antworte 
  • dass er keinen Hunger mehr schieben muss
  • genug für alle da ist

Wer satt ist, ist zufrieden und „Ein voller Bauch studiert nicht gerne“ hat daher viel eher die Tendenz ein Verdauungsschläfchen zu halten, statt nach imaginären Jobs zu suchen und die Collies hatten wieder ihre Ruhe beim Fressen. 
Indem ich meinen Hunden die Wahl lasse und sie selbst entscheiden, gewinnen sie u.a. auch ein Stück Freiheit durch Selbstbestimmung. 
Oft höre ich von anderen Hundehaltern, dass sie ihr Hundefutter aufpeppen müssen, damit der Hund überhaupt frisst, wenn ich das näher hinterfrage reden wir meistens über eine reine Fütterung mit Trockenfutter. Ich habe nichts gegen Trockenfutter, wenn der Hund es denn gerne frisst und es ihm damit gut geht. Doch wenn ein Hund sein Trockenfutter nur in Verbindung mit Öl, oder Ei oder einem Löffel voll Nassfutter  frisst, werde ich hellhörig und fange an Fragen zu stellen:

  • Geht es dem Hund wirklich gut mit dem angebotenen Futter?
  • Bekommt er alles was er braucht?
  • Was scheidet er von seinem Futter wieder aus?
  • Wie sieht das Ausgeschiedene aus

Der Grundgedanke der dahinter steht ist folgender:
Haben unsere Hunde überhaupt eine Wahl, bei dem was sie fressen müssen?
Fressen sie sie das angebotene Futter nur, um nicht zu verhungern?
Ich würde mich, wenn es nur Grünkohl geben würde, sehr schwer tun und nur so viel essen wie nötig, um nicht zu verhungern und versuchen, meine Symptome so gering
wie möglich zu halten. Ich wäre ein sehr mäkeliger Esser  und würde eher Hunger in Kauf nehmen als dauerhafte Bauchweh.
Ähnlich geht es mir mit Fastfood. Manchmal ernähre ich mich nicht gut, es fehlt mir einfach die Zeit zum kochen. Wenn ich nach einer „Durststrecke“ einkaufen gehe,
merke ich regelrecht wie ich Hunger habe auf richtig gute und gesunde Lebensmittel. Frisches Gemüse, muss dann einfach sein.

Ob es unseren Hunden genauso geht?
Fertigfutter ist nichts anderes als Fastfood – schnell und einfach, aber nicht optimal – auch wenn uns etwas ganz anderes von den Herstellern vermittelt wird.
Ich füttere auch mal Trockenfutter, meist um Reste von unserem Essen aufzustocken, völlig ohne schlechtes Gewissen. Wenn ich das über längere Zeit praktiziere, fangen meine Hunde an zu mäkeln: Meistens fressen sie dann nur die Reste und lassen das Trockenfutter feinsäuberlich liegen. 
Haben aber Hunger und schleichen wie die Katze um den heißen Brei herum.
Ich könnte gemein sein und es besser mischen, dann würden sie es ziemlich sicher mitfressen, doch wie es ihnen geht – können sie mir nicht sagen. Ich vertraue darauf, dass Hunde sehr genau wissen, was ihnen gut tut und was nicht, immerhin suchen sie sich zum Grasen auch nur bestimmte Gräser – wenn sie denn die Möglichkeit haben zu wählen. 
Jeder Organismus ist auf Heilung programmiert, wie kann ich mir dann herausnehmen besser als mein Hund zu wissen was ihm gut tut.  
Ich bestimme das ganze Leben meines Hundes, wann er, was, wo und wie zu machen hat… weil es oftmals anders gar nicht geht. 

Wählen dürfen bedeutet frei zu sein
an Entscheidungen mitwirken zu dürfen ist ein Gewinn an Lebensqualität!
Freiheit ist für mich das Wichtigste Gut im Leben und meine Freiheit endet dort wo die meines Gegenübers anfängt. 
Hunde sind vollwertige Gegenüber, die im Laufe der Evolution verlernt haben, gut für sich zu sorgen und demnach völlig abhängig von uns sind. Ich bin für sein Wohl zuständig sobald ich einen Hund in meine Obhut nehme. 
Ich bin ein Freigeist, ich übernehme Verantwortung und stehe zu meinen Entscheidungen und mir ist es wichtig, dass meine Hunde so freigeistig leben dürfen wie es irgend geht und damit das größtmögliche Selbstbewusstsein erlangen, dass ihnen möglich ist!

 Herzlichst 
 Deine Katrin    


 

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