| Wie Hund und Katz

Wie Hund und Katz´

gestern, morgens um halb 5, ist beinahe mein Herz stehengeblieben, als meine weiße, taube Katze meinte ihr nächtlicher Ausflug sei beendet und „katzenlike“ durchs offene Schlafzimmerfenster hinein gesprungen kam.
Oder sagen wir besser versuchte, denn ihre Pfoten hatten noch nicht einmal den Boden berührt, als der Krümel ihr unter der Bettdecke raus entgegen hechtete und sie packte und schüttelte.

Die Katze hat noch im Sprung gewendet, um ihr Heil in der Flucht zu suchen, so dass Krümel sie nur in Höhe der Hüfte im Fell zu packen bekam, noch "eine gewischt kriegte" – was sein Terrierherz eher anpiekst, als erschrocken macht – und die Katze so, offensichtlich und zum Glück, nur ein Paar Haare lassen musste.
Krümel mit Bart – sieht eigentlich lustig aus, aber! Haben mag ich das nicht.

Das alles ging so schnell, dass ich mich – aus dem Tiefschlaf geweckt, nicht einmal aufsetzen konnte. Obwohl die Bettdecke samt Krümel flog, habe ich wie paralysiert die Szene aus dem Bett verfolgt, – ohne auch nur einen Finger gerührt zu haben.
Dann – als ich es endlich aus dem Bett geschafft habe, gab es ein verbales Donnerwetter….auch meine Impulskontrolle ist morgens um halb 5 begrenzt und wenn es dann auch noch darum geht, das der Terrier entscheidet wer ins Haus darf  und wer nicht …hört es selbst bei meinem Sanftmut auf.
Mein Haus – meine Regeln und dazu gehört, dass Mitbewohner nicht geschrottet werden.
Aber ich weiß auch um sein Pflichtbewusstsein – Haus und Hof und vor allem mich zu schützen – alles Seins und prinzipiell die kleine, weiße Katze auch – eigentlich liebt er sie – auf seine Weise.

Er kann nicht wissen, was ich mir für Sorgen mache, ob er sie durch seine Attacke verletzt hat. Ich kann sie nicht einmal rufen, ein Umstand der mir seit sie sich entschieden hat hier einzuziehen, vor ca. 11 Jahren, echt zu schaffen macht.

Ich wollte nie eine Katze, konnte nichts mit ihnen anfangen. Heute weiß ich, ich musste erst lernen ihren ganz eigenen Willen zu akzeptieren.
Damit hatte ich als junge Frau eher Probleme und wenn man nicht lernen möchte schickt das Universum Herausforderungen – solange, bis man die Lektion gelernt hat.

In meinem Fall schickte es eine klitzekleine, weiße Katze im Straßengraben einer Schnellstraße – und Zack war meine Alarmglocke an und der Beschützerinstinkt geweckt. Der erste Versuch sie zu fangen ist kläglich gescheitert und ich brauchte den ganzen Tag Geduld, um sie wieder zu finden – Die Sorge, dass sie Tod gefahren werden könnte hat mich umgetrieben, aber sie hatte sich so erschrocken und war irgendwo im Unterholz verschwunden – alle Rufe, alles locken sinnlos – keine kleine weiße Katze weit und breit…meine Kinder, die ich ebenfalls auf die Spur gesetzt habe, sagten irgendwann scherzhaft „ Naja, andere Mütter sehen weiße Mäuse…. “


Spät abends haben wir sie dann doch entdeckt und einfangen können und sie fand das einen guten Plan und zog wie selbstverständlich bei uns ein.
Nach einer Vorstellung beim Tierarzt, der uns lediglich ihre Taubheit bestätigte war dann endgültig klar – sie bleibt.
Wer, wie ich, sein Leben immer mit kooperativen Hunden verbracht hat, kann vielleicht nachfühlen, was es bedeutet plötzlich mit einer eigenwilligen und noch dazu tauben Katze sein Leben zu teilen?!
Anfangs dachte ich tatsächlich ich werde wahnsinnig…dauernd war die Katze weg und ich musste ausharren bis sie aus irgendeiner ominösen Ecke wieder hervorgekrochen kam – rufen zwecklos, Futterdose klappern überflüssig, Dosenöffner quietschen sinnentleert – einfach nur warten und sich freuen wenn sie wieder auftaucht (und das tut sie immer – seit 11 Jahren) und auch ich habe mich im Laufe der Zeit damit arrangieren können, so dass sie sogar Freigänger sein darf.

Gestern konnte  ich nicht ruhig sein, hatte ich doch nicht mitbekommen ob Krümel sie wohl möglich ernsthaft verletzt hatte – diese Attacken sind selten scherzhaft – sondern zielgerichtet und mit Tötungsabsicht, wie ich schon bei diversen Mäusen und Ratten erleben musste.
Um so größer die Freude, als Paulinchen gestern Abend dann doch gegen 22:00 Uhr schreiend ums Haus lief und heil und putzmunter Einlass forderte. Erst in diesem Moment konnte ich meinen innerlichen Zorn auf Krümel loslassen, was sich ganz klar zeigte, da er er ab diesem Moment wieder auch Körperkontakt aufgenommen hat – das hatte er den ganzen Tag nicht – ist mir selbst gar nicht aufgefallen,war ich doch mit meiner Sorge um die Katze zu sehr beschäftigt aber Papa, der mir heute morgen sagte: „Na heute ist wieder alles gut, gestern hat er sich ja lieber auf Abstand gehalten.“
Stimmt – wo er das so sagt….
Ohne dass ich offensichtlich böse auf Krümel gewesen wäre und gemeckert hätte (außer dem Gewitter am frühen Morgen) hat er ganz bewusst, lieber einen Bogen um mich gemacht und mich in Ruhe gelassen.
Dieses Verhalten hätte man schnell als schlechtes Gewissen deuten können,(ich Trottel habe es nicht einmal bemerkt) aber es ist in der Tat nichts anderes als der der Spiegel meiner Emotionen. Mein innerlicher Zorn und meine Unruhe machen den Hund skeptisch und voller Sorgen nicht noch einmal der Auslöser eines Wutanfalls zu werden. Da bleibt man lieber und wohlweislich auf Abstand. Schlauer, armer Hund.
Das tut mir sehr leid – Ich gelobe Besserung!
Entschuldigung Krümel – ich bin „nur“ ein Mensch und darf noch viel lernen, vor allem, besser im Moment zu sein.
Danke, dass Du so ein konsequenter Lehrmeister bist.
Ich habe verstanden! – Ob ich es immer umsetzen werde können? – Ich arbeite dran. Versprochen!
Liebe ich dich doch viel zu sehr, als dass ich möchte, dass du Kummer hast.

Vielleicht denkst Du das nächste Mal, wenn dein Hund nicht kommen mag, auch mal darüber nach was dir gerade so durch den Kopf geht.

Herzlichst Eure Katrin

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