Die Sache mit dem Stöckchen

Die Sache mit dem Stöckchen

Auch ich sehe immer wieder Bilder , wo Hunde sich schwerst beim Stöckchen spielen verletzt haben, zum Teil lebensgefährlich.
Und es stellt sich mir  die Frage: Habe ich in den letzten 50 Jahren einfach nur Glück gehabt? Meine Hunde haben sich noch nie verletzt – was aber sicherlich nicht heißen soll, dass jetzt bitte alle Stöckchen werfen sollen!
Ich habe lange überlegt, wann und wo ich überhaupt jemals ein Stöckchen geworfen habe – und da fängt es ja schon an, Stöckchen? Ast? Zaunpfahl?
Meistens waren es dem Hund angepasste „Wurfgeschosse“ :
– nicht zu dick,
– nicht zu dünn,
– nicht zu lang….
Maulgerecht… dass es keine scharfen Kanten  und losen Splitter  haben durfte…selbstverständlich.
Meistens begann dieses Spiel dann damit, gemeinsam ein passendes Objekt zu finden, welches dann zur Freude aller in den See oder in die Ostsee geworfen wurde, um mit Freude  wieder an Land geschleppt zu werden, Vielleicht um nochmal voller Stolz eine Runde um den Werfer präsentiert zu werden, dann für einen erneuten Wurf vor meine Füße gelegt wurde, oder in einem „Ich will es haben , aber du kriegst es nicht“ Spiel ausgedehnt, oder abschließend voller Stolz nach Hause oder zum Auto getragen wurde.
Ganz im Ernst – ich kann mich an keine weitere Situation erinnern, wo ein Sock als Flugobjekt zum Einsatz gekommen wäre, vielleicht liegt es aber auch daran, dass meine Wurfkünste eher ungenügend bis mangelhaft sind und ich aus lauter Rücksicht auf meine Umwelt  unkontrollierte Beschleunigung  von Flugobjekten eher vermeide….man weiß halt nie so genau wo ein unbeholfen beschleunigtes Flugobjekt landet.
Zum Glück gibt es auf einem gemeinsamen Spaziergang so viele andere tolle Dinge die man zusammen machen kann, möglichst ohne das jemand , oder etwas zu Schaden kommt und dass es gerade im Bezug auf Beziehungsarbeit  viel sinnvoller ist als ein Objekt von mir wegzuschmeißen.
Eigentlich ist es mir viel wichtiger, dass mein Hund in meinem Einzugsgebiet und damit
in meinem Einfluss bleibt.

Oft ist es schwierig, den werfenden Menschen zu erklären, dass ihre Aussage:
„ihr Hund hätte soviel Spaß daran“ nur eine Halbwahrheit ist.
Ja, der Hund freut sich, weil Mensch sich freut und er zu diesen Momenten häufig die einzige volle Aufmerksamkeit seines Menschen bekommt.
Ich hoffe es klingt nicht zu böse, aber immer häufiger sehe ich Menschen die selbst am Strand und im Wald mit ihrem Handy beschäftigt sind.
Mensch und Hund völlig losgelöst voneinander ihr eigenes Ding machen.
Blicke des Hundes werden weder gesehen und wenn vielleicht gesehen, nicht einmal beantwortet. Es braucht nicht viel, oft genügt ein Lächeln…Ich habe dich gesehen.
Wenn dann Stöckchen, Bälle, Frisbees oder whatever geworfen werden, bedienen wir automatisch Sequenzen aus der Jagd: Objekt fixieren, sobald schnelle Bewegung ins Spiel kommt hetzen.
Das machen alle Hunde, mehr oder weniger gerne und genau in diesem Moment läuft im Hirn automatisch eine glücklich machende Botenstoffkette ab.
Wer kennt ihn nicht den Runners High?! Ich kenne ihn anders: Auf den Brettern die die Welt bedeuten…Standing Ovations….davon wird man süchtig Applaus und Anerkennung…man gibt immer alles, um genau dieses Ziel zu erreichen. Spielen, vor einem unbeteiligtem Publikum …die Hölle!
Soviel Adrenalin und Endorphin, dass es uns glücklich macht glücklich macht , geradezu euphorisch, so dass man kaum aufhören kann. Beendet werden kann es prinzipiell nur durch das direkte Schlagen der Beute – sprich dem Sieg!
Je nach Gusto werden Hunde geradezu süchtig gemacht, einer schneller als der andere, aber gut tun tut es keinem, auch wenn es uns oft schwer fällt, das zu erkennen.
Doch was haben wir für Alternativen, dass sich unser Hund nicht langweilt?
Eins schonmal vorab: Für unseren Hund gibt es nichts schöneres als gemeinsam verbrachte Zeit, egal wie wir sie verbringen! Hauptsache, wir sind zusammen und machen etwas an dem wir beide Spaß haben. Hunde sind glücklich wenn wir es sind.
Die Grundvoraussetzung ist, zu wissen was euch gemeinsam Spaß macht und da liegt die Betonung wirklich auf gemeinsam.
Hier mal ein paar Ideen, an denen wir Unterwegs Spaß haben:
Wir sind Sachensucher und (Um-)Weltentdecker: Zeige deinem Hund doch einfach mal was dir während eures Spaziergangs so auffällt – Federn, Haare, Mauselöcher oder untersucht gemeinsam einen Holzstapel/Steinhaufen.

Für uns ganz banale Dinge, für deinen Hund ein Abenteuer und eine gemeinsame Schnitzeljagd. Vielleicht zeigt er dir auch, was ihn interessiert? Freut er sich, wenn du aufrichtig und ehrlich Interesse an seinen Funden bekundest?
Wir klettern auf liegende Baumstämme und balncieren, gemeinsam, oder begleiten den Hund auf seinem Weg, indem wir ihn unterstützen, nicht abzurutschen, Weisen ihm einen sicheren Weg.
Wir nutzen lose liegende Reisig und Äste , um uns einen imaginären weg durch dieses Mikado Labyrinth zu suchen, manchmal muss man drüberweg manchmal unterdurch, wichtig ist, es langsam zu machen, den Hund warten zu lassen, bis man selbst das Hindernis überwunden hat. Ob man den Hund vorweg schickt und ihm folgt oder umgekehrt, völlig egal – das Ungewisse erhöht die Aufmerksamkeit.
Manchmal, allerdings eher selten, weil ich immer vergesse Leckelies einzustecken,
bastel ich meinem Hund einen Leckerlibaum. Heist, ich lasse ihn warten und verstecke lauter kleine Goodies  auf und um diesen Baumstumpf o. Ä, dann gebe ich das Versteck frei und lasse dem Hund alle Zeit die er braucht, um alles zu finden, manchmal schauen wir gemeinsam, ob wirklich alles gefunden wurde.
Ab und an gehen wir am Strand direkt an der Wasserlinie entlang und dürfen auf keinen Fall nasse Füße bekommen

Quatsch? Albern? Ja mag sein, aber das Leben  darf Spaß machen und leicht sein, von einfach war nie die Rede. Gönnt euch gemeinsam diese Auszeiten  
Ihr seht, man kann auch ohne großen Aufwand gemeinsam Spaß haben und kleine, manchmal größere Abenteuer erleben… Was für ein Spaß, wenn man sich beim Mikado die Füße vertüdelt und plötzlich im weichen Laub liegt und sich sich amüsiert, weil man ganz plötzlich, wenn auch ungewohnt auf Augenhöhe ist.

Alle diese Aktivitäten können wir dank langer Leine  so gut wie überall und jederzeit an die Umstände anpassen. Wer allerdings glaubt, dass man all das in einem Spaziergang unterbringen muss, damit der Hund ausgelastet ist?  Weit gefehlt!
Wir sind meistens dödelige Sachensucher, die gemeinsam ihre Seele vom hektischen Alltag baumeln lassen. Wenn sich eine passende Gelgenheit bietet, können wir was machen oder es auch ohne schlechtes Gewissen, lassen. Ein gemeinsamer Spaziergang soll vor allem eins sein: Ein Genuss für beide Enden der Leine.  Wenn es tatsächlich in meinen Alttag passt  – nehme ich mir bewusst die Zeit, gehe mit meinem Hund los und habe Freude. Wenn ich allerdings gehe weil ich denke, ich muss, macht das wenig Sinn.
Eine Pflichtlektion macht keinem Freude und bringt weder Mensch noch Hund Entspannung!

Eure Katrin

 

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