20. Dezember

Wenn mich das Universum auf den Boden der Tatsachen holt, weil ich anscheinend immer noch nicht ausreichend verstanden habe, um was es hier auf Erden wirklich geht und mir anscheinend  noch tiefer bewusst werden soll, was wirklich richtig wichtig ist im Leben – braucht es mittlerweile echt heftige Erfahrungen,
auf die ich eigentlich gut und gerne verzichten könnte.
Unsere Herausforderung heißt Krebs rezidiv – erneutes Tumorwachstum in der Wirbelsäule meines Sohnes.
Es klang durch den Orbit und berührte meine Seele – noch bevor es am 30.11.2018 ausgesprochen wurde.
Ich sage ganz bewusst unsere Herausforderung, auch wenn der Hauptakteur, in in dieser Geschichte, mein 18 jähriger Sohn ist.
Es hat uns allen den Boden unter den Füßen weggezogen.
Meiner Tochter und ihrem Lebensgefährten, meinem Vater und mir.
Plötzlich wird alles im Außen klein und unbedeutend, egal ob zwischenmenschliche Differenzen mit nahestehenden Menschen, oder auch der Blick in eine ungewisse Zukunft.  
Plötzlich ist vieles egal und man erkennt  – sehr klar und deutlich – die vielen, sinnlosen Nebenkriegsschauplätze auf denen man sich getümmelt hat, obwohl sie völlig unbedeutend sind ..
Es geht um Krankheit und Gesundheit – genau in diesem Moment.
Es geht um Leben und Tod – jeden Moment.
Es geht um das Jetzt und Hier – immer.
Meine Kinder sind Teile meines Herzens – die frei herumlaufen – meine Achillesferse, mein Lindenblatt –
der Punkt, an dem ich wirklich verletzbar und schwer verwundbar bin.
Die Diagnose setzt eine bunte Mischung aus Wut, Angst, Verzweiflung frei – ein Zustand in dem man gar nicht in der Lage ist gute, oder zumindest sinnvolle Entscheidungen zu treffen.
Adrenalin ist ein Teufelszeug.  Fluch und Segen zugleich – es mobilisiert die letzten Kraftreserven, während es das Denken blockiert. Manchmal überlebenswichtig – gerade überflüssig – müssen doch gerade gut durchdachte Entscheidungen getroffen werden.
Gutes abwägen eines für und wider…fast unmöglich…..und nicht weil man nicht möchte, sondern weil das Gehirn auf Überlebensmodus schaltet. Reine Biologie – das was bleibt ist:
Flucht? Keine Option.
Einfrieren – den Kopf in den Sand stecken und warten bis der Spuk vorüber ist? Der Tritt in den Arxxx ist einem gewiss.
Mich zum Affen machen? Beeindruckt keinen Tumor.
Kampf – Angriff, war immer schon die beste Verteidigung.
Doch die anstehende Entscheidungen brauchen einen klaren Kopf für eine gute Strategie – den haben wir ganz sicher gerade nicht. Was hilft ist ein funktionierendes Netzwerk:
Es braucht:
Menschen, denen man folgt – weil man ihnen traut.
Menschen, von denen man weiß, sie wissen was sie tun und können – die sich ihrem Können Selbst – bewusst sind.
Menschen die einem sagen, dass ihnen das Leben meines Kindes genau so sehr am Herzen liegt wie mir selbst – Menschen die Mitgefühl haben.
Menschen die den Sinn ihrer Arbeit so verstehen, dass sie anderen Menschen die Krise ihres Lebens so leicht angenehm wie möglich machen möchten.
Menschen die Wahrheit sprechen.
Und letztendlich alles Menschen, die sagen – Komm wir packen das.
Gemeinsam sind wir stark.
Wir alle verfolgen die Vision eines gesunden, jungen Menschen und jeder tut was er am besten kann.
Dafür bin ich dankbar, das Team der Uniklinik Kiel hat uns ein weiteres Mal hindurch getragen durch eine dunkle Zeit.
Sie haben Hoffnung an die Seite des Zweifels gestellt.
Mut an die Seite der Angst gesetzt und Mitgefühl gezeigt wenn Tränen geflossen sind.
Zugehört, wenn nötig. Uns Bedenkzeit gegeben, wenn wir sie brauchten.
Ein Team aus Onkologen, Psychologen, Radiologen, Anästhesisten, Neurochirurgen und diversen Pflegern hat uns die letzten 20 Tage medizinisch über den Berg gebracht, während Familie und Freunde Seelenpflege betrieben haben. Sie haben mit uns gelacht, geweint, unsere Tränen getrocknet, still mit uns gewartet – unsere Gefühlsausbrüche ausgehalten. Wir haben uns gegenseitig gestützt, getragen, getröstet.
Was für großartige Geschenke –  voller Demut sitze ich hier, dass uns dank engagierter Menschen und modernster Medizin – das Feld der ungeahnten Möglichkeiten, doch noch offen steht.
Viele kleine und ein erster großer Schritt ist getan –  die Operation am offenen Rückenmark ist überstanden – einiges wird noch folgen – step by step – „Den Tag, die Sorge“
Heute geht es uns gut und das feiern wir.
Morgen hole ich meinen Sohn nach Hause – den Ort wo wir uns alle sicher und geborgen fühlen und dann feiern wir weiter.
Mit gemeinsamer Zeit, genussvollen Essen , guten Gesprächen, werden wir jedem einzelnen Moment achten und wertschätzen und ihm die Aufmerksamkeit geben, die er verdient.
Auch wenn ich mich schon seit vielen Jahren nicht mehr in den Weihnachtsrummel hineinziehen lasse – hat diese ganz besondere Zeit nie ihren Zauber für mich verloren.
Dieses Jahr hat die – Zeit der Besinnung – aufs Wesentliche – nochmal eine tiefere Bedeutung bekommen, als sie sowieso schon hatte.
Die Dinge die ich in meinem Leben brauche, die mich glücklich und zufrieden sein lassen, sind unbezahlbar und mit Geld nicht käuflich zu erwerben.
Mit diesen Worten schließe ich den Adventskalender und werde ganz aktiv die Zeit des Rückzugs genießen mit den Menschen und Lebewesen die ich liebe – meinen Gefühlen Zeit und Raum geben,  meine Seele pflegen und  das Leben feiern. Kraft tanken für nächste Schritte.
Meinen Frieden wiederfinden.
In diesem Sinne euch allen besinnliche Feiertage und bis ganz bald.

Eure Katrin

16. Dezember

Ich bin immer wieder fasziniert, was unsere Gedanken und Gefühle im Umgang mit unseren Hunden (aus)machen und wie sehr sie darauf bedacht sind uns gut zu dienen – wenn man sie denn lässt und ihnen nicht anderes Verhalten aufdoktriniert. Viele gut erzogene und durchtrainierte Hunde sind, in meinen Augen, richtig arme Socken – ständig auf der Suche, alles richtig zu machen.
Ganz ehrlich, ich hätte keinerlei Spaß am Leben, wenn ich für alles was tue kritisiert und manipuliert werde.
Tu dies!
Lass das!
Mach es lieber anders! – OMG .
Ein ganz großer Aspekt den man, wenn man so agiert und sei es noch so positiv und Lerntheorie konform – nicht außer acht lassen darf ist, dass wir für unsere Hunde nur schwer, mit Pech, nicht mehr berechenbar sind. Wir erzeugen eine leistungsorientierte Grundstimmung – so gut wir es auch meinen. 
Immer in der Erwartung, dass unsere Hunde uns ein Angebot machen, das wir dann wiederum mit Lob oder Tadel beantworten können und umgekehrt. Wie anstrengend und ganz sicher nicht vertrauensbildend, oder gar förderlich für die Bildung eines gesunden Selbstbewusstsein.
Bei mir gibt es so was nicht.
Natürlich habe ich Regeln, die das Zusammenleben betreffen, aber auch die werden je nach Situation angepasst und ggf verändert. Klare, aber dennoch variable Grenzen – schaffen einen Rahmen indem man angstfrei sein darf und sich entspannt bewegen darf.
Mir sind Dinge wie Höflichkeit und  Respekt im täglichen Miteinander sehr viel wichtiger als ein sauber ausgeführtes Kommando mit dem man sein Ego pflegt und andere Menschen beeindrucken kann.
Ich fördere Lust auf Gemeinsamkeit und nehme dafür in Kauf, dass meine Hunde manchmal Dinge tun, die ich vielleicht nicht sofort verstehe – aber im Nachhinein dankbar als Unterstützung zu meinen Schutz, dem Schutz der Familie, dem Schutz von Hab und Gut und unseres „Territoriums“ anerkennen muss.
Wir haben gerade eine heftige Zeit zu fassen und dementsprechend liegt immer eine gewisse Grundspannung in der Luft – meine Hunde beantworten diesen Zustand mit absolut erhöhter Wachsamkeit. Es wird viel gebellt und es ist auch unter den Hunden eine unübliche Unruhe und Anspannung zu bemerken.
Das sehe ich und ja , manchmal nervt es mich auch zusätzlich, aber ich weiß eben, sie machen ihren Job – weil ich gerade nicht wirklich funktioniere.
Einen Job, den ich ihnen sonst konsequent abnehme, indem ich selbst dafür Sorge,
dass sich alle sicher fühlen.
Einen Job, mit hoher Verantwortung – der sie alle samt und sonders überfordert.
Wir können die Situation gerade nicht verändern – es gilt sie auszuhalten und so kurz und so angenehm wie möglich zu gestalten. Aktiv Gegenpole zu schaffen, in denen alle etwas Erholung finden.
Meine Hunde lieben zum Beispiel gemeinsame Sofa und Bettruhe, in der sie im Moment ganz besonders kuschelig sind – als ob sie wissen, dass das gerade meine Seele pflegt – wir reparieren uns durch Kuscheln gegenseitig sozusagen und sie trocknen meine Tränen und wir sammeln gemeinsam Kraft für die nächste Runde.

15. Dezember

Die Zeiten ändern sich, aber das merkt ihr selbst wahrscheinlich auch.
Wenn ich vor 20 Jahren nachts aufgestanden bin und heimlich, still und leise durch meine dunkle Wohnung geltigert bin, endete es manchmal mit lautem Fluchen.
Wer jemals in seinem Leben mit nackten Füßen auf Legosteine oder Matchboxautos getreten ist – weiß wovon ich rede.
Die Zeiten sind lange vorbei – die Kinder groß.
Heute stolpere ich höchstens nochmal über einen ungünstig geparkten Wäschekorb oder liegengelassene Schuhe.
Dafür passieren mir andere Dinge:
Gestern Abend zum Beispiel. Ich gucke noch lange fern, Krümel schläft seelig
neben mir auf der Couch. Irgendwann sollte es zu Bett gehen und Krümel musste geradezu überredet werden mitzukommen – er war so müde.
Irgendwann ließ er sich dann doch bequatschen und folgte mir. Wir waren schon auf dem Flur, da drehte er um und stand erwartungsvoll wieder vor der Wohnzimmertür.
Meine Hunde haben mich gut erzogen, also drehte ich auch nochmal um, nachdem
keine Überredungskunst nutzte und öffnete ihm die Tür.
Zack, rein und blitzschnell mit dem Kauknochen den er bestimmt eine Woche nicht mal angeschaut hatte im Maul wieder da.
Ich fragte ihn ob das jetzt wirklich sein ernst sei.
Ja es war ihm sehr ernst und wir haben anschließend bestimmt noch 10 min diskutiert, dass Kauknochen nicht ins Bett gehören. Ich dachte erfolgreich,  nach dem -Licht aus, Hund unter der Bettdecke, Kauknochen vor dem Bett – vorsorglich außerhalb der „Einflugscneise“ .
Doch heute morgen bin ich mit einem merkwürdigen Druck am unteren linken Rippenbogen erwacht.
Ich meine, es ist ja nichts außergewöhnliches, dass es morgens mal dort ziept,
da knackt und an anderer Stelle drückt – wir werden alle alt und knackig.
Aber das heute morgen tat echt weh – muss ich mir ernsthaft Sorgen machen – auch um meine Gesundheit – shit – wir haben gerade so viel um die Ohren und echt andere Sorgen.
Ich kann euch beruhigen, der Schmerz ließ nach , als ich beim Abtasten meiner Rippen den Kauknochen unter mir entsorgen konnte – was bleibt ist ein roter Abdruck…
der wohl auch über Tag verschwinden wird.  

 

14.Dezember

Ich bin in eine großartige Familie hineingeboren.
Erlebt man es doch heute eher selten, dass man, auch wenn Menschen über den gesamten Erdball verteilt leben – jeder irgendwie von jedem weiß – und ggf  hilft, wenn es mal brenzlig wird und sei es „nur“ durch ein offenes Ohr.
So war es im Jahr 2000 nach dem unerwarteten Tod meines jüngsten Onkels – er lebte alleine auf einem Resthof in Dänemark – eine Selbstverständlichkeit für eine der älteren Schwestern, zu erforschen, was mit seinen beiden Labradoren geschehen ist.  Mehrere Telefonate führten sie zu einem Tierheim nähe Kopenhagen, in dem man Mutter und Sohn vorerst untergebracht hatte.
Sie hat nicht lange überlegt, hat sich in ihren Jaguar gesetzt und ist dort noch am gleichen Tag  hingefahren, um die beiden zu sich nach Kiel zu holen, damit sie ihren Lebensabend bei ihr verbringen sollten.
Heil in Kiel gelandet, musste sie als erstes feststellen, dass die helle Lederausstattung ihres Autos eher nicht hundekonform ist, zumindest nicht für zwei große Hunde,
die in ihrem Leben wohl eher kein Auto gefahren sind. Völlig nebensächlich, gab es viel wesentlichere Probleme mit zwei großen Hunden, die in der Einsamkeit aufgewachsen und so gut wir frei gelebt haben.
Sie waren weder stubenrein, noch kannten sie viele Menschen, geschweige denn  den Verkehr in der Stadt.
So endete der erste gemeinsame Spaziergang für meine Tante mit einem gebrochenen Knöchel und einem Zaun, um ihre mitten in der Stadt liegende Villa, samt Grundstück.
Viele Menschen haben sie für völlig verrückt gehalten –
aber wer jemals versucht hat uns etwas auszureden , weiß wie sehr man dann auf Granit stößt – wenn wir von Sache überzeugt sind. Und in der Tat, sie hat es mit ihrem starken Willen und ihrer unendlichen Liebe hinbekommen, dass beide schon betagten Hunde noch 3 und 7 Jahre eine richtig gute Zeit mit ihr verbringen konnten. In diesen Jahren gab es meine Tante nur mit Hund sozusagen – egal wo und selbst der heißgeliebte Jaguar wich einem wesentlich hundegerechterem Geländewagen  – eigentlich undenkbar.
Die Hunde haben die Verwandlung ihrer Lebensumstände grandios mitgemacht – lediglich der Rüde hat weiterhin eigenständig dafür gesorgt , dass er – trotz allerbester Fütterung – nicht verhungern muss und hat regelmäßig jeden Donnerstag –
da wird das frische Fleisch geliefert in der örtlichen Zoohandlung – derselbigen allein einen Besuch abgestattet. 
Wie er das heil überstanden hat? Wir wissen es nicht –
Wie er wusste, das Donnerstag ist? Wir wissen es nicht.
Wir wissen nur, dass es ihm jedes mal gelungen ist unbemerkt den Zaun zu überwinden, einen Stadtpark zu queren und dreimal eine vierspurige Straße zu überqueren – um dann höflich an der Kasse wartend, um eine „milde Gabe“ zu bitten und sich
nach Hause bringen lassen? Keine Chance – er ließ sich dann dort lieber abholen, nach einem kurzen Anruf bei meiner Tante. Die dann praktischerweise ihren wöchentlichen Einkauf dort erledigte und ihren Hund einsammelte.

 

13. Dezember

Ich bin ein absoluter Freund der Hundeleine.
Ich habe sie schon immer genutzt,  um in guter Verbindung mit meinem Hund zu sein.
Noch nie habe ich mich gefühlt, als wenn ich Hunde damit einschränke, sondern es war viel mehr das Gefühl:
Sie eröffnet mir andere / neue Wege.
Niemals diente sie mir als Zweck meinen Hund zu maßregeln – nicht einmal durch „Zuppeln“ an der Leine habe ich meine Hunde korrigiert.
Vielleicht weil es mich selbst total nervös macht, wenn einer an mir rumzerrt.
Es war spannend für mich zu erleben, als wir während der Trainerausbildung
Hunde mit und ohne Leine studiert haben.
In jedem Fall war es mehr als offensichtlich, wie schnell Hunde sich entspannen, sobald sie an die Leine genommen werden. Seit dem habe ich gar kein schlechtes Gewissen mehr, meine Hunde fast überall an der Leine zu führen. Freilauf gibt es dort , wo es übersichtliche Situationen gibt und er Hund weiterhin entspannt das machen kann,
was er am besten kann: Schnüffelnd die Welt erkunden.
Wer jemals einen Hund erlebt hat, der nach 15 min Erkundungsspaziergang an einer längeren Leine glücklich und zufrieden die nächsten Stunden entspannt schläft – überdenkt seinen Alltag mit sofortiger Wirkung.
Ein Hund ohne Leine muss permanent aufpassen, dass er gute und richtige Entscheidungen trifft. Für sich, für seinen Menschen und in Begegnungen.
Ein Mensch ohne Hundeleine sollte fairerweise zu 100% für seinen Hund präsent sein – wer kann das schon?
Ich zumindest nicht und da muss es nicht einmal sein, dass ich den Kopf zu voll habe, sondern auch, dass ich ihn während eines Spazierganges mit meinen Hunden komplett leer mache und selbst in die totale Entspannung komme – in der ich keinesfalls
mental in der Lage bin die Spannung einer „unsichtbaren Leine“ zu halten und
meinen Hund gut zu führen.
Ich kann das im Normalfall gut und gerade am Strand , wo es im Winter sehr übersichtlich ist, laufen meine Hunde dann auch fast immer frei – sobald unsere (Ver) Bindung stimmt. Die Zeit nehmen wir uns immer –
mal braucht es mehr mal weniger, um einander zu kennen und zu vertrauen.
Meine Hunde checken allerdings bei jedem Spaziergang genau wie ich drauf bin, auch wenn ich es selbst nicht wahrhaben möchte und dann zahlt man auch mal Lehrgeld. Meistens in Form von Warten und Herzklopfen.
So auch einen späten Abend am Strand mit meinem SchnauzerMix Toby und unserem Husky Akela.

Die Beide waren ziemlich beste Freunde und richtig gut aufeinander eingespielt. Sie haben gemeinsam erfolgreich gemäuselt und auch sich gegenseitig ermutigt, dass das ein oder andere Kaninchen einen schnellen Spurt wert sein könnte.
Solange ich aufmerksam war, gab es keine Probleme, schon gar nicht mit Toby und Akela folgte ihm meist willig.
Wir hatten uns den Abend ziemlich vertrödelt und es war schon fast dunkel, als wir zurück am Auto waren.
Ich habe einen Moment nicht aufgepasst, sondern nach meinem Schlüssel gesucht, als beide Hunde sich wie an der Schnur gezogen umdrehten und wie abgeschossen auf dem anliegenden im Winterschlaf liegendem Campingplatz verschwanden.
Rufen und Fluchen – völlig vertane Liebesmüh.  
Da stand ich dann mit meinem Talent – Schlüssel gefunden, Hunde weg.
Handy gab es noch nicht, so dass ich auch keine Verstärkung ordern hätte können. Wegfahren keine Option.
Also habe ich mir die Hundedecken aus dem Kofferraum genommen und es mich auf den Deich gesetzt, mich zwischendurch durch Rufen und Pfeifen in Erinnerung gerufen. Denn hören konnte ich sie sehr genau, wie sie im Dunkeln um die abgetakelten Wohnwagen tobten. 
Die hatten richtig Spaß.
Ich weiß nicht wie lange ich da im Dunkeln gesessen habe und überlegt habe wie ich meine Hunde ohne Taschenlampe und ohne gebrochene Beine wieder bekomme,
als ich ein bekanntes Motorengeräusch hörte und kurz darauf mein Vater über den Deich stiefelte – auf der Suche nach uns.
Wir waren mittlerweile über 4 Stunden fort – man machte sich Sorgen.
Das Drama war schnell berichtet und ein durchdringender Pfiff meines Vaters beendete dann diesen Spuk – und beide Hunde kamen mit hängender Zunge, aber heil und überglücklich – ohne Kaninchen – angezottelt.
Alles gut ausgegangen, aber das ist leider nicht immer so und ist sicherlich nicht nachahmenswert.

12. Dezember

Ich liebe es mit meinen Hunden zu spielen und Quatsch zu machen .
Wir brauchen dafür keine festen Programme, wie sie auf die verschiedensten Arten in Vereinen angeboten werden – wir sind einfach kreativ und nehmen, oder machen,
Dinge die uns in unserem Alltag begleiten – mit Spaß und Freude.
Aufgrund dieser Natürlichkeit, weiß ich genau woran meine Hunde wirklich Freude haben – oder womit sie mir eine Freude machen möchten.
Hunde haben einen ganz feinen Humor.
Das setzt voraus, dass ich sie in ihrem selbstständigen Handeln beobachte –
ohne Absicht sie, oder mich, bespaßen zu wollen.
Ich sehe ihre fragenden Blicke zu mir – meine Reaktion abchecken – um dann zu entscheiden, wie sie weitermachen möchten.
Einmal habe ich versucht aus einem mir liebgewonnen Ritual von Nanuk und mir einen „Trick“ für Krümel zu machen.
Das ist gründlich in die Büx gegangen, aber lest selbst:
Wie ihr wisst, liebte Nanuk es mir seine Schätze zu präsentieren und sie mit mir zu „teilen“ indem er sie mir in die Hand legte. So handhabte er es auch mit der leeren Butterschachtel morgens beim Frühstück. Meine Hunden lieben es alle – sie von den letzten Molekülen Butter zu befreien.
Wenn Nanuk fertig gewesen ist, brachte er sie zurück zum Tisch, legte sie auf meinen Schoß und freute sich, dass ich mich freute. Absolut freiwillig, ohne dass ich es jemals eingefordert habe.
Nach Nanuks frühem Tod, kam Krümel.
Völlig anderes Naturell: da wo Nanuk sanft und vorsichtig war – eroberte Krümel alles mit brachialer Gewalt.
Nicht nur mein Herz.

Er musste erst langsam hineinwachsen in unsere Gemeinschaft aus Menschen und Hunden und verstehen, dass ein Krümel nicht das Zentrum des Universums ist – längst nicht alles seins ist, was er glaubt, er nicht immer „the one and only“ ist – Ja, warten, teilen und – etwas aushalten müssen – muss man auch als Terrier lernen. Nutzt nix – Krümels Freiheit endet dort, wo die eines anderen anfängt.
Anfangs war es eine Herausforderung nicht zu sagen: "Ach – lass ihn doch, den frechen Kleinen – ist ja irgendwie auch süß." Sondern meine höflichen Collies zu unterstützen, sich nicht von der kleinen Kröte verdrängen, oder beklauen zu lassen.
Die Butterschale ist ein auch heute noch ein heiß umworbenes Objekt und
wir versuchen jedem mal die Chance  zu geben – der Erste zu sein.
Während man, nachdem ein Collie die Schachtel hatte, sogar problemlos den Deckel wieder aufsetzen kann – ist sie nach Krümelbearbeitung – ein Trümmerhaufen,
den man mühselig zusammensammeln muss.  
Irgendwann war er da – der Gedanke: „Ach was wäre es schön, wenn er das genauso lieb machen würde wie Nanuk. Das kann er sicher lernen.“
Boah was habe ich alles ausprobiert – das Ergebnis, war immer gleichermaßen frustrierend.
Bis zu dem Tag, als ich gedacht habe: Mach doch was du willst, wenn du nicht mitmachen möchtest, bitte – ist mir zu blöd.
An diesem Tag wurde zwar der Rand der Schale abgerissen, aber dann kam Krümel samt Schale im Maul auf den Stuhl neben mir gesprungen und hat mir die Schale auf den Schoß fallen lassen.
Ich war sprachlos und zu Tränen gerührt.
Was diesen Knoten letztendlich wirklich gelöst hat – wer weiß es schon genau –
Fakt ist, er macht es jedesmal – um mir eine Freude zu machen und nicht , weil ein braver Hund das nun mal so macht.  Ich glaube das ist der Knoten: Solange es für mich „nur“ eine Aufgabe war, hatte ich weder die nötige Motivation, sondern eher im Kopf
„Ob das je was wird?“
und habe oft sehnsüchtig an Nanuk gedacht, wie zauberlich er das gemacht hat.
Damit weder Krümel  noch der Sache genügend Aufmerksamkeit geschenkt, geschweige denn selber dran geglaubt.  Klar habe ich versucht es nett zu machen – optimale Trainingsbedingungen geschaffen sozusagen. Möglichst wenig Ablenkung, gutes Timing, Kleinigkeiten herausgelobt, freundlich geredet, gelächelt, gesäuselt,
ihn mit Leckerli zum Tauschen aufgefordert – das volle Programm abgespult sozusagen..
Wissen wie es geht nützt manchmal nicht, denn es war eben nicht echt.
Es war eine künstliche Situation – die erst ihre eigene Dynamik entwickeln konnte, als es mir egal war. Krümel konnte den Zeitpunkt bestimmen, wann er fertig ist und ich habe mich echt gefreut. Was ich von ihm wollte, wusste er ganz genau – aber Krümel macht wie er es will – oder eben gar nicht.

11. Dezember

Das oberste Ziel im Umgang mit meinem Hunden und ein wichtiger Aspekt in meinen Trainings ist die Persönlichkeit der Hunde herauszukitzeln und ihr Selbstbewusstsein zu stärken, indem sie sich ihrer Fähigkeiten bewusst werden und mutig genug sind, sie – auch in meinem Sinne – sinnvoll nutzen. Für mich ist es völlig logisch, dass ein starkes – sich seiner Kräfte und Fähigkeiten bewussstes Lebewesen, in sich ruhen kann und es nicht nötig hat sinnlos zu agieren, ängstlich zu sein, vermeintlich Schwächere auszunutzen, oder gar zu mobben.
So jemand – egal ob Mensch oder Hund,  steigt nicht in jedes Drama ein, sondern hat
die Möglichkeit, gelassen auch mal mit suboptimalen Bedingungen umzugehen und
sich ggf. selbstständig herauszunehmen, aus einer Situation.
Denn obligatorischen Schritt zurück zu treten.
Ein ganz wichtiges Detail für Hunde ist das Vertrauen in ihren Menschen.
Das Vertrauen, dass sie jederzeit bei ihrem Menschen Schutz und Sicherheit erfahren – das sie immer „Gut“ sind und bleiben – egal wie „blöd“ sie sich, nach menschlichen Maßstäben, gerade verhalten.
Wobei – unerwünschtes Verhalten ist durchaus kritisierbar ist.
Genau hier ist der Punkt, wo der Mensch lernen muss, frühzeitig zu erkennen –
Wie geht es meinem Hund? – um adäquat einzugreifen, wenn es für den Hund zu schwierig wird.  
Er muss bereit sein, seinem Hund jederzeit Schutz und Sicherheit zu bieten und sich vielleicht auch  mal vor ihn zu stellen und eine  unübersichtliche Situation klären. Und immer wieder kommen wir an den Punkt: gegenseitiges Vertrauen stärken.
Hunde die so aufwachsen dürfen, entwickeln sich zu Freigeistern, die manchmal ganz eigene Ideen im Kopf haben. So wirkt es jedenfalls, doch oft müssen wir Menschen uns dann eingestehen, dass wir uns in die Welt des Hundes einfach nur begrenzt hineindenken können. Wir haben kaum genug Vorstellungsvermögen, was durch die sehr viel höheren Wahrnehmungsfähigkeiten in dem Kopf eines Hundes wirklich abgeht.
Ich maße mir das zumindest nicht an – sondern verbringe viel Zeit mit dem analysieren von von Verhalten und Situationen, um sie dann meinen Bedürfnissen anzunähern. Sprich:
„Wie muss ich die Situation verändern, dass der Hund optimaler Weise, das für mich „unerwünschte“ Verhalten nicht mehr zeigen muss.“
Manchmal muss man sehr kreativ werden, aber manchmal tut es auch ein ganz simples „ich nehm dich mal an die Leine“. Das erspart, zumindest mir, so manche Adrenalinausschüttung, wie z.B im folgenden Moment:
Bis Ende der 90er Jahre hatten wir eigentlich immer so viel Frost und Schnee im Winter, dass wir als Kinder wochenlang unsere freie Zeit mit Schlittschuhlaufen und anderen Eisaktivitäten verbringen konnten.

Neue Schlittschuhe gehörten zu Weihnachten einfach dazu.
Unsere nächtlichen Seerundfahrten bei Vollmond sind eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen.

Wovon ich berichten möchte, geschah allerdings am hellichten Tag.
Strahlender Sonnenschein , klirrender Frost – Völkerwanderung auf dem See zu Fuss, mit Skiern, Schlittschuhen etcpp.  
Ich hatte Nachts gearbeitet, mich morgens etwas ausgeschlafen und wollte dringend an die frische Luft. Meine Tochter Newenka konnte gerade erst unfallfrei laufen, so dass an Schlittschuhlaufen nicht zu denken war, sondern unsere Aktivität sich eher auf ich gehe zu Fuß über Eis und ziehe sie auf ihrem Schlitten juchzend hinter mir her beschränkte.
Unsere Pyrenäen Hündin Ronja wollte mit – warum auch nicht?!

So trottelten wir in trauter Dreisamkeit los. Ronja lief freudig schnüffelnd neben uns her, Newenka juchzte vor Freude, nur mir wurde der Schlitten irgendwann lästig. Relativ schnell wuchs der Gedanke, das Ronja doch sicherlich auch diesen kleinen Schlitten ziehen könnte und bestimmt mehr Spaß daran hätte als ich. Gedacht getan – was sollte groß passieren, alles war überschaubar, richtige Hindernisse gibt es ja bekanntlich nicht auf glattem Eis. Also schnell das Band des Schlittens am Hundegeschirr verknotet und los. So zumindest mein Plan. Ronjas war ein anderer und
was ein Herdenschutzhund will, will er wirklich.
So musste ich erleben, dass der Hund, der sich sonst im Zeitlupentempo, jeden Zentimeter Schnee beschnüffelnd , neben mir her bewegte – plötzlich in einen Ausdauertrab verfiel und samt Schlitten und meinem vor Freude kreischenden Kind von dannen zog. Einholen? Keine Chance ohne Schlittschuhe – darauf vertrauen, dass sie umdreht auf mein zuerst flehentliches, dann zorniges Rufen – eher weniger.
Zielgerichtet verschwand sie nach kürzester außer Sicht um die nächste Schilfkante, um dann nach mehreren Minuten – die wie Stunden scheinen –
freudestrahlend mit meinem Vater auf Schlittschuhen an der Seite, wieder zu erscheinen.
Ob sie seine Spur in der Nase hatte, oder ihn herausgehört hatte – durch die klare Luft – wird niemand so genau sagen können. Fakt ist: Es ist, wie es ist  – und mir hätte die Benutzung einer Hundeleine einfach den Stress erspart.
Manchmal ist Kontrolle halt doch besser als das größte Vertrauen.

10. Dezember

Anja Kiefer von Hundeimpressionen und Herausgeberin der „Mein Herz bellt“ und ich kennen uns seit vielen Jahren, über eine befreundete Tierschützerin.
Und dank WWW ist aus unserer anfangs losen Bekanntschaft, ist heute sehr viel mehr geworden.
Danke liebe Anja Kiefer, dass Du meinen ganz persönlichen Adventskalender mit deiner Geschichte von Danette bereicherst.

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9. Dezember

Sir Toby, mein kleines schwarzes Findelkind – wuchs sich – seinen Pfoten entsprechend – zu einem stattlichen Burschen zurecht. Sollte man auch, als Sohn der unerwünschten Liebesnacht einer erfolgreich, jagdlich geführten Münsterländerdame und einem Riesenschnauzer Weltchampion.

Selten ist mir ein nervenstärkerer Hund begegnet als er.  Sein Pflichtbewusstsein beschränkte sich auf „meine Familie, mein Grundstück, mein Auto“ – alles andere war ihm egal, hauptsache er war dabei.  Alleine sein war gar nichts für ihn.
So wurde er für mich mein Bodyguard – immer an meiner Seite: egal, ob er die ruhigen Winterabende schlafend hinterm Kneipentresen verbrachte, oder mich auf einem Besuch auf der Hamburger Reeperbahn begleitete.
Allein durch seine Größe und seine Farbe war er für die Menschen beeindruckend.
Er war aufmerksam und präsent – mehr nicht.
Wenn ich sagte: "Alles OK." Dann war für ihn alles ok.
Sagen musste ich es ihm schon, z.B. wenn ich jemanden im Auto mitnehmen wollte. Denjenigen hätte er nicht einsteigen lassen, ohne klare Ansage meinerseits – dabei lag
er so harmlos, im Dunkeln geradezu unsichtbar, auf der Hutablage meines Golfs.
Über Boxen und Anschnaller für Hunde, hat man vor 30 Jahren noch nicht gesprochen, so dass er die freie Platzwahl hatte. Die Kofferraumabdeckung hatte es ihm angetan, war allerdings nicht für 38kg Lebendgewicht geeignet, so dass sie nach einem unfreiwilligen Abgang in den Kofferraum durch ein Brett mit Teppichboden bezogen ersetzt werden musste. Tausende Kilometer haben wir so gemeinsam absolviert,
erst zu zweit später mit meiner Tochter zu dritt.
Für ihn war es eine Selbstverständlichkeit, an meiner Seite zu sein:
Ging es los – war er dabei und meistens schneller im Auto als ich.
Selbst wenn das Auto auf dem Hof stand, suchte man Toby, fand man ihn meistens auf seinem Lieblingsplatz im Auto.
Eines Abends:
Ich wollte meinen Vater von einer Geschäftsreise abholen.
Treffpunkt, war die Einfahrt eines Schrottplatzes nahe der Autobahn. Bis dort nahmen ihn seine Kollegen mit. Geplant war seine Ankunft zwischen 23:00Uhr und Mitternacht – für Nachts, alleine im Dunkeln eine riesen Zeitspanne, zumal es dort nichts anderes gibt als ein paar einzelne Häuser und diesen Schrottplatz.
Da war es schon beruhigend einen Begleiter wie Toby an ser Seite zu haben.
Pünktlich da, haben wir wir warten müssen. Alle Fenster geschlossen, Knöpfe runter haben wir uns unterhalten, oder besser ich habe gesabbelt und er hat es ertragen –
wie bösen Zungen behaupteten.
Ich weiß, er hat mir ganz genau zugehört.
Irgendwann trudelte mein Papi auch ein, bei allen die Freude groß – zumal Toby nun endlich auch offiziell machen konnte, dass er da gewesen ist und schnell noch jeden Stein markierte.
Die Rückfahrt war erfüllt von intensiven Gesprächen zwischen Papa und mir – so dass Toby sie ganz gemütlich, entspannt auf seiner Hutablage verbringen konnte. Zumindest bis zu dem Moment, als wir in eine allgemeine Verkehrskontrolle der Polizei gefahren sind.
Mein Vater kannte von Berufswegen die meisten Polizisten im Land, so dass er mir auch namentlich sagen konnte: "Ach dass ist XYZ, lass mich dem schnell einen guten Abend wünschen." Noch währenddessen kurbelte er das Fenster runter und der Polizist legte die gekreuzten Unterarme auf den Fenstersims und war im Begriff,
den Kopf ins Auto zu stecken. Bis zum: "N´abend Herr Bargheer,…." ist er gekommen,
bis Toby, lautlos wie eine Kobra, an der Kopfstütze vorbei zwischen die Köpfe der beiden Männer schoß.
Weiße Zähne auf schwarzem Hintergrund – sind beeindruckend – für jeden.
Wer sich von uns allen am meisten erschrocken hat, weiß ich nicht.
Papa und ich saßen zumindest schon – der Polizist anschließend auch, auf seinem Hosenboden auf dem Gehsteig. Auch da noch kein Mucks von meinem Hund, er fixierte lediglich den leichenblassen Polizisten – der wahrscheinlich nie wieder unbedarft die Nase in anderer Leute Auto steckt.

8. Dezember

Es ist ein früher, trüber Sonntagmorgen kalt und ungemütlich trotzdem bin ich mit 3 Collies und meiner Tante und ihrem Labrador am Strand.
Es ist dort noch menschenleer kein Wunder, aber für uns um so schöner.
Ich liebe diese Momente, wenn 4 Hunde friedlich miteinander den Strand untersuchen, völlig ohne Aufregung, dass sich gerne durch gerenne und gespiele Bahn bricht – alle sind eifrigst damit beschäftigt ihre Nase zu benutzen um die neueste Neu zu erfahren. Tiefsinnige Gespräche mit meiner Tante – umringt von meinen Hunden – was will ich mehr? Das sind die Momente die mich völlig im Frieden sein lassen.

Jeder tut das was ihm meisten Spaß macht. Der Labrador geht baden, die beiden Colliejungs stehen und kommentieren lauthals sein Idiotie, die kleine Raya lässt sich nicht beirren – sie macht ganz alleine ihrs. Sie hasst Wasser und ganz ladylike sogar nasse Füsse, um Pfützen werden große Bögen geschlagen – Matsch geht gar nicht.
Raya hat keinerlei Verständnis, dass man aus dem Meer so einen Hype machen kann.
Das Einzige was sie am Strand wirklich interessiert sind die Seevögel:
Möwen und Enten sind ihr Beuteschema und es bereitet ihr einen Heidenspaß sich ganz unschuldig zu nähern, dann einen kurzen Sprint – Pseudo Attacke sozusagen – alles fliegt auf , der Hund dreht ab . Die Möwen schreien, die Enten schnattern entsprechend empört und suchen sich einen neuen Platz.
Am Schönsten ist es wenn es ein ganzer Pulk ist. Ich lasse ihr diese kleine Freude, denn sie möchte weder töten noch ist sie besonders aufgeregt dabei. Möwen erschrecken scheint ihr einfach Spaß zu machen.
Diesen Morgen haben wir einen breiten Strand nach der stürmischen Nacht mit vielen kleineren und größeren Wasserpfützen die durch die Strömung entstanden sind. Vielen Algenbergen, toten Krebsen und Muscheln und Treibgut – ein El Dorado für die Hunde.
Während wir langsam dahinzotteln, sehe ich schon von weitem, dass die große vorgelagerte Steinmole komplett freigelegt ist und von Seevögeln belagert , die dort zwischen den Steinen nach Meeresgetier suchen. Lediglich eine größere ca 10m im Durchmesser, örtlich begrenzte Wasserfläche befindet sich zwischen uns. Es sieht aus wie eine Pfütze, doch ich weiß diese „Löcher“ sind oft tückisch tief durch die Strömung herausgearbeitet. Wir sprechen genau über dieses Thema, da stürmt meine eigentlich wasserscheue Colliehündin an uns vor vorbei, geradewegs auf die vermeintliche Pfütze zu, in bester Absicht die Vögel von der Mole zu scheuchen und versinkt bis über die Ohren in dem Loch – ein kurzer Schreckmoment für mich – dann ist sie wieder an der Oberfläche.
Achtung menschliche Interpretation:
Niemals werde ich den empörten Blick vergessen den sie sowohl, den Möwen als auch uns zugeworfen hat – als wären wir Schuld an ihrem Malheur. Unser herzhaftes Lachen, hat das Übrige getan und sie würdevoll bis zum Auto nicht einen Schritt von meiner
Seite weichen lassen. Eines Blickes wurde ich nicht mehr gewürdigt.

 

7. Dezember

Warum ich meine große Liebe zu Hunden zu meinem Job gemacht habe, findet ihr an anderer Stelle ganz ausführlich.
(klick)
Hier sei nur noch einmal kurz erwähnt  – der eigentliche Auslöser dafür war Nanuk –
ein junger bluemerle Collie, der mich durch eine der heftigeren Zeiten in meinen Leben begleitet hat.
Und wenn ich dachte , meine Leben stände schon auf dem Kopf –
hat Nanuk es nochmal von innen nach außen gekrempelt.
Er war so eine zarte Seele und ich nicht in der Lage es zu erkennen. Wie auch, präsentierte er sich mir von einer sehr unschönen Seite und zwar verteidigte er seinen Raum, egal wo er gerade  war buchstäblich mit Klauen und Zähnen.
Heute weiß ich, dass er nicht für sich, sondern für mich in die Bresche gesprungen ist. Ein Job für den er nicht gemacht war und der ihn hoffnungslos überforderte. Dementsprechend konnte er nie zur Ruhe finden und machte seinem Namen alle Ehre als „einsamer Wanderer“ manchmal ist der Name halt Programm. So schreckliche Momente ich auch mit ihm erleben musste, ob er zum wiederholten male jemanden gebissen hatte, oder später in seinen Krampfanfällen zusammenbrach,
um so intensiver war unsere Zeit wo ich ihn verstanden  und dementsprechend beschützen konnte.
Er hat mich gelehrt wie fein Hunde in der Lage sind zu kommunizieren, wenn man
ihnen denn zuhört.
Als ich damit anfing – hatte ich gewonnen und er hat mir eigentlich alle meine Fehler ausnahmslos verziehen.
Er war ein Komiker ein richtiger Clown und dabei so angewiesen, dass ich ihm geholfen habe die menschliche Welt zu verstehen. Er hat mir mehr als 100% vertraut und das führte manchmal, für mich, zu komischen Situationen, andere versetzte er mit seinem Handeln in tiefes Erstaunen. Egal, ob er als als ablenkender Störenfried unfreiwillig in einer Welpenstunde mitwirkte oder
selbst für das heiß begehrteste, dargebotene Stück Kuchen jedem, außer mir, die kalte Schulter zeigte.
In besagter Welpenstunde ging es für die Teilnehmer darum, ähnlich einem Giftködertraing, unter Ablenkung ein gefundenes Leckerli nicht aufzunehmen.
Nanuk lief frei und zeigte mir wie selbstverständlich alles an was er gefunden hatte,
Blick von ihm zu mir – leichtes Kopfschütteln von mir – erledigt.
Unsere Kommunikation minimalistisch – brauchte nicht viele Worte.
So war es immer, selbst ohne künstliche Situation zeigte oder brachte er mir seine gefundenen Schätze, legte sie mir vor die Füße – oder in die Hand und
wartete auf eine Freigabe.
Zart besaitet darf man man dafür nicht sein, denn das was für Hunde Schätze sind hat für uns Menschen manchmal Ekelfaktor:
Tote vor Wonne durchgekaute Mäuse,
halbe Döner mit blaugrünem Belag,
Aas. – halbverweste Fische sind am Strand keine Seltenheit.
Alles habe ich mit gleichem Interesse beäugt mich bedankt, dass er es mir brachte – manchmal durfte er seinen Fund behalten, manchmal haben wir getauscht und den Schatz ehrenvoll begraben, oder fachgerecht entsorgt.
Ich habe mir zu keiner Zeit Gedanken  darüber machen müssen, dass er etwas frisst,
was er nicht sollte – Ich habe ihm voll uns ganz vertraut –
konnte ich ihm so überall, wo möglich und erlaubt, Freilauf  genehmigen.
Rückruf, war nie unser Thema – er hatte immer Lust etwas mit mir gemeinsam zu machen.
So auch im Schloßpark von Ludwigslust. Wir hatten einen anstrengenden Ausbildungstag hinter uns und ich wollte einfach Ruhe unter diesen majestätischen,
alten Bäume dort genießen.
Es ist weitläufig und keine Urlaubszeit, so dass wir fast alleine sind und in vollen Zügen unsere kleine Auszeit genießen.
Ich suche mir ein Plätzchen auf einer Bank, um die letzten wärmenden Sonnenstrahlen aufzusaugen und Nanuk ströpert durchs naheliegende Gebüsch – ich lass ihn,
in vollem Vertrauen, dass nichts passieren kann und freue mich als er eigenständig zurückkommt.
Er sieht komisch aus – das Maul geschlossen, aber die Zähne nicht aufeinander, ein bisschen aufgeplusterte Backen.
Ein typisches Zeichen für einen gefundenen Schatz.
"Na, was hast du gefunden? Zeigst Du es mir?"
Nanuk kommt in treuester Manier – ich halte ihm meine geöffnete Handfläche hin –
er spuckt mir, ganz unschuldig, ein gebrauchtes Präservativ in die Hand.
Sich in so einem Moment gebührend über das Vertrauen seines Hundes zu freuen, übersteigt sogar fast meine Grenzen und der Weg zum Mülleimer , wo ich freudestrahlend von meinem mich umtanzenden Collie umkreist werde, bringt mich ekeltechnisch echt an meine Grenzen. Und ich überlege einmal mehr ob ich wirklich so eng mit meinen Hunden Leben möchte. Ja ich will! Und solche Momente gehen auch vorüber.

6. Dezember

Nordische Hunde sind schon etwas ganz besonderes und haben über 20 Jahre lang mehr oder weniger unser Leben bestimmt.
Es war ein Abenteuer – zumindest für meinen Vater und mich.
Wir haben unheimlich viel Zeit mit den Hunden verbracht und viele mehr oder auch weniger schöne Erfahrungen machen dürfen. "Echter Schlittenhundsport" war nie unsere wirkliche Absicht,das hat sich einfach so ergeben.
Es war es viel mehr die Möglichkeit mittels einem Gefährt
eine gute gemeinsame Zeit mit allen unseren Hunden gemeinsam zu verbringen.
Schlittenhunde haben ihren ganz eigenen Jahresrhytmus, dem man, zumindest mit der Fahrerei folgen muss.
Im Sommer war unser Garten Chillounge für die Hunde – doch sobald dass Thermometer morgens Temperaturen unter 4° anzeigte, waren wir unterwegs.
Damals arbeitete ich Nachts in einer Kneipe, die am Wochenende bis morgens um 5 geöffnet hatte und so ergab es sich oft, dass wir uns irgendwo getroffen haben. Manchmal spannten wir gemeinsam an und Papa fuhr seine Runde, während ich mir den Kopf freipusten ließ von der Kneipenluft und es genossen habe in Ruhe und Frieden zu erleben wie der neue Tag erwacht.
Manchmal waren sie schon unterwegs.
Egal, ob am menschenleeren Strand, auf zugefrorenem See oder im Wald,
ich habe keine Minute missen mögen. 
Wir waren ein eingespieltes Team und kannten unsere Hunde genau –
Dachten wir zumindest.
Aber Hunde sind Lebewesen, genau wie Du und ich und wenn man, ohne von Leistungsdruck getrieben zu sein, ihren Bedürfnissen nachgibt, entwickeln sie sich zu sehr eigenständigen Persönlichkeiten – die auch gerne mal selbst entscheiden wo es lang geht. Eigene Ideen entwickeln, was ihnen gerade Freude macht und Sie haben genau wie wir Menschen mal mehr und mal weniger Lust und so ergab es sich eines morgens – es regnete in Strömen, es war matschig wie die Sünde und eigentlich kein Wetter wo man sich gerne lange im Freien aufhält kam ich an unserem Treffpunkt an , fand ich ihn verlassen vor und musste warten. Ich konnte sehen in welche Richtung sie gestartet waren und bin ihnen entgegengesetzt entgegen gegangen.
Es ist ein schöner Weg, mitten durch den Wald und einseitig von einer Au begrenzt.
Ich musste bei dem Schmuddelwetter zum Glück gar nicht weit gehen , da sah ich sie auf mich zu, um eine Ecke biegen – bei diesem Anblick geht einem das Herz auf 6 zufriedene Hunde und ein glücklicher Mensch – was will man mehr.

Ich blieb stehen, die Au im Rücken,  um sie an mir vorbei zu lasssen – doch die Hunde meinten "haben fertig" und fuhren zwar an mir vorbei –
blieben allerdings leider nicht auf dem Weg, sondern meinten, ein Bad käme ihnen gerade recht und verschwanden samt Wagen und Vater hinter mir in der Au und gönnten sich ihre wohlverdiente Abkühlung nach getaner Arbeit
Sechs glückliche Hunde und ein fluchender Mensch – ich nicht wissend ob man lachen oder weinen soll – zur Salzsäule erstarrt. Ich habe mich letztendlich fürs Lachen entschieden, dass mir dann aber relativ schnell vergangen ist – denn so schnell wie hinein bekommt man  sie nicht wieder hinaus:
Es ist richtig harte Arbeit: Papa, zeitweise bis zum Oberschenkel im eisigen Wasser stehend hat sie mir einzeln herausgereicht – nass, matschig und not amused über unsere  Handgreiflichkeiten.
Ich musste zumindest kontrollieren ob noch alles dran ist – einzeln zum Auto gebracht und verstaut.
Hübsch einer nach dem anderen.
Ganz zum Schluss den Wagen bis zum Auto durch die Au geschoben – Papa herausgeklettert – gemeinsam den Wagen geborgen.
Es war kein Schaden zu vermelden, lediglich die Grundreinigung von, 2 Autos, dem Wagen, unserer Klamotten, uns und zwei Badezimmern hat uns den Rest des Tages in Gang gehalten – ob wir wollten , oder nicht.
Ein geruhsamer Sonntag sieht anders aus.

 

5.Dezember

Für mich gehören Kinder und Hunde einfach zusammen, haben allerdings (abends) nichts gemeinsam alleine zu Hause zu suchen. 
Verantwortung für Schutzbefohlene ist Erwachsenenjob und nicht willkürlich übertragbar.
Die gegenseitige Verantwortung, die dann auf ihren Schultern lastet, ist sowohl für Kinder, als auch für die Hunde einfach zu groß.
Diese wahre Geschichte erklärt vielleicht am Schönsten was ich meine:
Eines Abends , irgendwo in einem Dorf in Schleswig-Holstein, gönnen sich die Eltern zweier Söhne (8 und 10Jahre) alt  einen netten Abend ohne Kinder. Die Jungs haben die Erlaubnis wach zu bleiben, und Playstation zu spielen.und werden lediglich gebeten den Hund zwischendurch nochmal in den Garten zu lassen. Gesagt, getan.Die Eltern gehen , die Jungs genießen ihren Elternfreien Abend auf der Couch,  erledigenpflichtbewusst ihren aufgetragenen Job Job und vergessen sich anschließend in ihrem Spiel und folge dessen den Hund im Garten . Erst viel später fällt ihnen auf, dass der Hund noch im Garten ist, sie öffnen die Tür, rufen den Hund und er kommt, Zwar dreckig über beide Ohren mit einem sichtbar toten ebenso dreckigen Meerschwein aus Nachbarsgarten im Maul vor die Tür. Was für ein Dilemma. In ihrer „Not“ dass ihr Versäumnis und das Unglück möglichst nicht entdeckt wird, nehmen sie dem Hund seine Beute ab, befreien  das toete Meerschwein unter der Dusche vom Dreck, fönen es trocken, beseitigen ihre Spuren im Bad und der ältere Junge schleicht sich bei Nacht und Nebel in Nachbarsgarten und legt das tote aber saubere Meerschwein unschuldig ins sein Gehege. Sie sagen kein Wort bei Rückkehr ihrer Eltern und verschwinden unenetdeckt im bett. Ihr Plan wäre  wie gewünscht aufgehen können, wenn nicht am späten Vormittag des nächsten tages, der Nachbar mit besagtem totem Meerschwein unterm Arm an der Tür gestanden hätte. Das erwartete Donnerwetter blieb zwar aus, aber die Frage: wie wohl das vor Tagen gestorbene und beerdigte Meerschweinchen wieder auferstanden und zurück in sein Gehege gekommen ist bedurfte dann doch Klärung.
Versteht ihr was ich meine? Was müssen diese Jungs für Not gehabt haben.
Was lehrt es uns? Man kann gar nicht so doof denken, wie es kommen kann.
Danke Nadine für deinen Beitrag

 

4. Dezember

Seit 2013 ist Krümel  mein Begleiter.
Ein rassiger Fundhund aus Berlin – Hooligan par excellence, aber absolut liebenswert dabei.
Er hat ganz terriermäßig seinen eigenen Kopf und was er will nimmt er sich. Mein Herz hat er auch gestohlen – denn bis zu unserer ersten zufälligen Begegnung via Internet hätte ich nie an sie geglaubt – an die Liebe auf den ersten Blick.  
Egal was und zu welchem Preis – er klaut es sich und hat diebische Freude daran es knurrend vor einem her zu tragen. Wiedergeben – keine Chance.
Es ist ein Spiel, er räumt Hosentaschen, Handtaschen (auch Fremde) und Einkaufstaschen leer und verschwindet mit seiner Lieblingsbeute gottlob meistens Taschentüchern – aber auch Lippenstifte, Kugelschreiber, Puderdosen waren schon darunter –  dorthin wo er ungestört ist und macht mindestens Konfetti, mit Pech echten Schweinkram – wer jemals versucht hat roten Lippenstift aus einem Teppich zu bekommen, weiß wovon ich rede.. Er ist so witzig und geschickt in seinem Tun, dass es mir echt schwer fällt ihn dafür zu reglementieren.  
Außerdem- Je mehr man ihn verfolgt, desto größer seine Freude.
Je mehr man schimpft, desto heimlicher geschieht das alles .
Doch manchmal nervt es einfach nur, ganz besonders wenn man im Regen steht mit einem Wocheneinkauf im Auto und versucht alles möglichst heil und trocken
ins Haus zu bekommen.
Leider kann man nicht zu gleicher Zeit, an jedem Ort sein und ist man selbst am Auto, räumt er die Tüten drinnen aus und umgekehrt.
Meckern und sich aufregen – bringt gar nichts, außer dass er noch viel schneller alles verwüstet und klaut.
Ich könnte ihn wegsperren, aber das kann nicht die dauerhafte Lösung sein.
Irgendwann war sie da – ein Geistesblitz sozusagen – vielleicht möchte er ja nur mitmachen – dabeisein.
Warum also nicht aus der Not eine Tugend machen – ausprobieren.
Beim nächsten Einkauf habe ich gelobt fürs in den Kofferrraum springen und gemeinsam mit ihm etwas unverfängliches herausgesucht, selbst eine Tüte genommen und ihn mit einem „bring mit“ ins Haus gelotst und siehe da – stolz wie Amtmann hat er es neben mir mit in die Küche getragen. Mein Freudentanz fiel dementsprechend groß aus . Trotzdem schnell die Nase in der Tüte versenkt. Kommentiert mit einem komm wir holen mehr. Er ist zwar schneller am Auto als ich und versenkt seinen Kopf auch dort – merkt, dass er willkommen ist – ich mecker gar nicht mehr.und nimmt dankend jedes meiner Angebote an und trägt selbstständig mundgerechte Stücke mit ins Haus. Okay Wurst und Käsepakete haben sich als nicht förderlich herausgestellt – da verfällt man schon mal in alte Verhaltensmuster. Halt Dumm , wenn Menschen zu blöd sind. Doch meistens bin ich ihm wie gesagt nur nicht schnell genug und er wird selbstständig aktiv. Doch auch dafür gibt es ne Lösung – ich parke, meistens meinen Papa, in der Küche und schicke Krümel mit einem „bring in die Küche“ mit Einzelteilen los, dort lässt er sie fallen, um möglichst schnell zurückzukommen, und um ja nichts zu verpassen von unserer kostbaren Spielzeit.  Das mache ich solange bis das Auto leer oder Krümel selbstständig die Lust verliert – für mich auch nicht die schlechteste Lösung trage ich den Einkauf heute in tragbaren Portionen, statt alles auf einmal.
Ob man es jetzt Training nennen möchte? –
Gute Frage, denn eigentlich ist es völlig egal was es ist und wie es zustande kommt, solange alle Spaß an der Sache haben und niemand gezwungen wird, Dinge zu tun die man nicht möchte.

 

3. Dezember

1989 – kurz vor Weihnachten:
Ich wollte nur noch schnell vor den Feiertagen Medikamente für die Pferde abholen, musste allerdings in der Praxis auf den Tierarzt warten.
Während ich da so saß kam ein alter – mir unbekannter Landwirt herein und trug einen großen alten Holzkorb vor sich her. Setzte sich mit  dem obligatorischen „Moin“ neben mich, stellte den Korb ab und ich schmolz geradezu dahin:
4 schwarze Wollknäule mit 8 braunen Augen starrten mich an.
Ich bin heute noch nicht wirklich welpenresistent und es folgte ein „ Oh sind die niedlich“
Es wurde mit einem Brummen beantwortet.
Auf meine Frage “Ob ich sie mal anfassen dürfte“ folgte ein Nicken.
Schleswig-Holsteiner machen halt nicht viele Worte, aber ich war viel zu neugierig und wollte wissen ob sie krank wären die „armen Kleinen“ .
Ich erfuhr, dass ihre Mutter tags zuvor überfahren worden wäre und er nicht wüsste was er nun mit diesen – erst 5 Wochen alten – Welpen anfangen sollte.
„Er wollte sie nicht einfach sterben lassen“, dass sollte der Tierarzt jetzt erledigen.
Ich war erschüttert – was kann ich tun?
Der Gedanke dass sie alle den Tod finden sollten – unerträglich.
Gefangen in einem Kopfkino lief die Übergabe der Medikamente wie im Film.
Völlig erfüllt von dem Gedanken: Ich kann sie nicht alle retten, aber zumindest einen – 
bin ich raus  – zog, ohne lange nachzudenken, den Kräftigsten heraus, klemmte ihn mir unter den Arm und verließ ohne einen weiteren Gedanken zuzulassen und ohne mich nochmal umzudrehen schnell die Praxis.
Zu Hause war meine Mutter war genauso verzückt wie ich, von meinem kleinen schwarzen Teufelchen, aber es folgte ein „Das bringst du deinem Vater selber bei“ 
– Okay – das kann ja nicht so schwierig sein.
Es war ein Irrtum, es war schwierig – zumindest für mich.
Der Plan war – den neuen Mitbewohner auf neutralem Boden zu präsentieren. Praktischerweise stand  Nachmittags ein Besuch im Krankenhaus bei meinem Bruder an, der Hund blieb im Auto auf dem Parkdeck –  wie sollte ich bloß das Gespräch anfangen, irgendwie plagte mich doch mein schlechtes Gewissen über meine willkürliche, eher weniger durchdachte Entscheidung.
Ich druckste rum:" Ich hab da was."
"Was?"
"Kann ich nicht sagen, du musst es dir angucken?"
"Was?"
"Überraschung – komm doch einfach mit."
Gesagt – getan.
Mein Vater war, entgegen sämtlicher Hoffnung meinerseits, entsetzt und ich habe im Parkhaus den Segen meines Lebens bekommen.
"Du bist unvernünftig!"
"Aber."
"Wir haben 2 Hunde ein dritter war nicht vorgesehen!"
"Aber.."
"Nein. Sie zu wie du damit klar kommst."
"Das komme ich."
Mein Vater ging wortlos und ich setzte den Hund wieder ins Auto und folgte ihm wie ein begossener Pudel –
Und nun?
Wieder im Krankenzimmer – eisiges, betretenes Schweigen.
Dann ein knurriges: "Gib mir den Schlüssel, ich geh und warte unten. Tschüß."
Von meiner Mutter ein "Du solltest hinterhergehen."
Das tat ich auch. Mit weichen Beinen – so hatte ich meinen Vater noch nie erlebt –
betrat ich Minuten später das Parkdeck und sah meinen Vater –  den Welpen auf dem Arm –  am Auto stehen.
„Der Hund muss regelmäßig raus, braucht Welpenfiutter, Pflege und Erziehung, er kann nichts für deine Unvernunft, es gibt viel zu lernen für dich! – hagelte es auf mich herunter, nahtlos verknüpft mit
„Du armer Kleiner, knuffig bist du ja“ ohne mich auch nur noch eines Blickes zu würdigen.
Doch dieser Satz besiegelte ihre lebenslange Freundschaft.
Für mich war es die erste Erfahrung, dass Hunde es auf ihre ganz eigene Art und Weise regeln, zu wem sie wollen und wo sie bleiben möchten. Es ist nicht die letzte geblieben.
"Sir Toby" durfte jedenfalls bleiben, darauf kam es an und wuchs zu einem pflichtbewussten Begleiter heran– doch dazu später mehr.

 

2. Dezember

Wer wie ich am Wasser lebt und groß geworden ist, weiß, dass das insbesondere für Kinder und Hunde immer eine gewisse Gefahr mit sich bringt.
Die schwierigste Zeit ist der erste Frost. Eis hat eine besondere Anziehungskraft –
denn obwohl gefrorenes Wasser tückisch ist – ist die Neugier, ob man vielleicht auf diesem neuen Weg in Nachbars Garten gelangen kann, groß.
Genau aus diesem Grund haben wir zwar auch im Schilfgürtel einen Zaun, doch zusammen mit Eis ist er kein echtes Hindernis und die Welt steht einem offen –
glaubt man als Collie jedenfalls.
Und so stehe ich eines Abends in der Terrassentür und rufe meine 3 Hunde aus ihrem allabendlichen Gartenspaziergang zurück, es schneit, es ist nasskalt ungemütlich und ziemlich windig. Der Wind rauscht laut in den Bäumen.
Raya und Krümel kommen zügig, Munin fehlt – das ist noch nicht ungewöhnlich,
er liebt es alleine im Garten zu sein.


Ich gehe zurück ins Warme und normalerweise kommt er nach ein paar Minuten hinterher – heute nicht. Nach ein paar Minuten gehe ich nochmal raus und pfeife –
kein Munin. Lediglich ein merkwürdiges Geräusch, nicht einzusortieren.
Ich lausche und höre – Schreie? Kann es nicht einordnen, aber es kommt vom See.
Es schreit erneut – ich habe so etwas nie vorher gehört.
Ich rufe – es antwortet und dann war klar: Da ist jemand in Not.
Ich laufe los, ich rufe – es antwortet. Ich rufe selbst nach Hilfe, weil ich nicht weiß was mich erwartet, es ist stockdunkel.
Ich rufe : Munin?! Er antwortet – er klingt verzweifelt.
Ich bewege mich so schnell es geht, bei Schnee und Eis – langsam gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit und dann sehe ich ihn 10 m vom Ufer entfernt, nur noch den Kopf und die Vorderpfoten wild um sich schlagend im Eis, er schreit und meine Gedanken überschlagen sich: Wie soll ich da hingelangen, wenn das Eis nicht einmal einen Hund hält?
Die letzten Meter zum Ufer rede ich ganz ruhig  mit ihm – er schreit nicht mehr –
er weint – ich weine, höre nicht auf zu reden und dann kommt meine Tochter.
Ich rede gleichzeitig mit ihr und dem Hund. Ich sage ihm, er möge tapfer bleiben, weitermachen – mache ihm Mut – „wir helfen Dir“ . Meine Tochter Newenka tastet sich langsam übers Eis – ich mache beiden Mut – sie schiebt sich langsam , mittlerweile auf dem Bauch liegend auf ihn zu – ich weiß sie, kann da noch stehen und rede und rede und rede mit Engelszungen . Bete…nicht unters Eis rutschen, bitte.
Da mobilisiert Munin seine letzten Kräfte, will Newenka entgegen kommen,
zieht sich aufs Eis – Beide brechen ein.
Newenka steht bis zur Brust im Eiskalten Wasser, hat den Hund im Fell gepackt,
hebt ihn an, schiebt ihn aufs Eis und bewegt sich wie ein Eisbrecher zurück Richtung Ufer.
Ich rede, lache und weine bis sie beide wohlbehalten festen Boden unter den Füßen haben, schnell ins Warme, wo wir mit Handtüchern erwartet werden.
Erst viel später am Abend, als der Schock beginnt abzuebben, realisiere ich wieviel Vertrauen Munin in mich gehabt hat, wie sehr er sich auf mich verlassen hat – mein Mensch wird es richten.
Die Veränderung der Kommunikation vom Hilferuf , über sein Jammern, – es nicht alleine zu schaffen, bis hin zur abwartenden Stille, als die direkte Hilfe da ist. Fast unglaublich, dieses Vertrauen.
Könnte ich dieses Vertrauen je missbrauchen?
Ja, durch Unachtsamkeit und Ignoranz –  dem Übersehen von echten Bedürfnissen.
Dem Bedürfnis nach Schutz, Sicherheit und Liebe in einem sozialen Netz,
das einen trägt und auch mal fängt, wenn es eng wir:
Jeder in unserer Mensch- / Hundefamilie verlässt sich genau da drauf. Immer.

 


1. Dezember

Als junge Mutter hatte ich den gleichen Ehrgeiz aller Mütter:
Mein Kind sollte den schönsten Adventskalender bekommen.
Es war ein Heißluftballon – wundervoll glänzend in blauem und goldenem Satin.
Ein roter Weihnachtsmann zierte den Korb und 24 kleine Ballastsäckchen galt es zu befüllen.
Wunderschön kitschig.

Frühzeitig gekauft – viele Gedanken über den Inhalt gemacht , mich für  Naschkram entschieden –
Zweieinhalbjährige finden auspacken sowieso viel wichtiger als den Inhalt.
Gut vorbereitet, hatte ich irgendwie versäumt, dass so ein Kalender auch pünktlich zum Morgen des 1. Dezember fertig sein musste.
Das fiel mir glücklicherweise am 30. November abends auf.
Erstes Problem alles wiederfinden, was man vorsichtshalber gut weggelegt hatte, feststellen, dass die Säckchen nicht für handelsübliche Schokoriegel geeignet sind – einen halben Tobsuchtsanfall bekommen 24 Säckchen so zu befüllen, dass man sie irgendwie noch zubinden kann. Bateln gehörte schon damals nicht zu meinen Liebelingsbeschäftigungen.
Um 23:00 Uhr endlich geschafft, brauchte es nur noch einen Ort, wo er richtig gut Geltung kam. Hoch musste er hängen, damit die Hunde sich nicht selbst bedienten.
Einen Deckenbalken im offenen Wohn- und Esszimmer für gut befunden, Hammer, Nagel und Leiter gesucht – geschafft. Was war ich stolz auf meinen 1.Adventkalender und voller Vorfreude auf strahlende Kinderaugen, bin ich rechtschaffen müde Mitternacht zu Bett gefallen.
Dann war er da der Tag des ersten Türchens, oder in diesem Falle Säckchens.
Doch wie so oft im Leben hatte ich „die Rechnung ohne den Wirt gemacht“ und erlebte mein blaues Wunder – oder sagen wir besser ein weißes Wunder – namens Ronja.

Junge, ausgewachsene Pyrenäen Berghunde sind groß und haben den Sinn eines Adventskalenders nicht verstanden und mein Werk binnen einer halben Nacht zerstört – sämtliche Säckchen lagen morgens zerkaut und zerrissen als goldblaues Konfetti auf dem Fußboden verstreut nur der Ballon hing mit mit traurigen Strippen noch an
Ort und Stelle.
Fassungslosigkeit machte sich breit hatte ich doch die Größe meines Hundes völlig unterschätzt – hochkant an der Wand muss sie gestanden haben, oder auf dem Tisch und hat sich bedient nach freien Stücken…
Ich wusste nicht, was ich zuerst machen sollte: 1. Hilfe leisten, Schokolade – die ja bekanntlich allein schon giftig ist für Hunde, samt Papier und diversen Satinstücken, die das sicherlich auch nicht besser machen war nun drin in dem Hund – einen weiteren Tobsuchtsanfall bekommen aufgrund vertaner Liebesmüh –
oder irgendwie die Situation retten statt ohne Adventkalender da zu stehen?
Ich habe es genau in dieser Reihenfolge erledigt.
Eine Dose Sauerkraut in den Hund gestopft , auf der Fahrt zum Laden geschimpft wie ein Rohrspatz und einen der letzten Schokokalender gekauft und mich trotz alledem über blanke Kinderaugen und einen gesunden Hund freuen können.
Was kann Frau sich über Glitzerkacke freuen.