| Kein Witz

…und überhaupt nicht lustig!

Vorweg: Ich habe mir die Erlaubnis, dieses zu veröffentlichen, eingeholt!
Es wurde gelesen und abgesegnet! Keine Sorge!

 

Anfang Mai 2016 werde ich telefonisch um Rat gebeten, weil ein 14 Monate alter,
unkastrierter, mittelgroßer Mischlingsrüde seit Neuestem anfängt,
seine Familienmitglieder anzuknurren und zu verbellen.
Es wird behauptet,, es wäre schwierig, das Problem in der „regulären Hundeschule“
anzugehen, weil der Hund dort nicht knurren würde.
 

Soweit so gut!
Telefonische Beratung ist für mich eher wie ein Blick in die Kristallkugel und
wir machen einen Termin. Das Treffen soll auf Wunsch der der Familie bei
ihnen zu Hause stattfinden, damit ich hoffentlich live erleben kann,
wo das Problem liegt.

Unser Treffen beginnt relativ unspektakulär und ich erlebe, wie so oft,
verunsicherte und nervöse Hundehalter und einen verunsicherten
„Halbstarken“ der sich reserviert, aber freundlich zeigt.

Das was letztendlich herausgekommen ist, ist keinesfalls unspektakulär und
hat mich etwas fassungslos gemacht und macht es eigentlich immer noch.

Immer wenn ich daran denke, schüttelt sich automatisch mein Kopf :

Um es vorweg zu nehmen, unser Gespräch dauerte länger,
denn ziemlich schnell waren wir an der Wurzel des Übels,
ohne dass der Hund auch nur im Ansatz auffällig geworden wäre:

 

Die Familie folgte dem guten Rat,
in der seit Anfang des Jahres 2016 besuchten Hundeschule,
um mit dem „aufsässigen Verhalten“ eines heute 14 Monate alten Junghundes,
dessen Dominanz nun klar erkennbar werde , besser zurecht zu kommen den Rat,
…haltet euch fest: Packt den Hund im Genick, deutet zumindest ein Schütteln an
(denn der Hund darf keine Schmerzen haben!!) und
drückt ihn dann zu Boden und fixiert ihn so lange,
bis seine Körperspannung merklich nachlässt“

Bitte was?

Ich war sprachlos (und das passiert mir selten)

vor Scham über solche „Kollegen“, zertifiziert nach §11 wohlgemerkt,

über das Leid des Hundes und

„Entschuldigung“ das „Gehirn nicht einschalten“ mancher Hundehalter.

Auch wenn die Familie am allerwenigsten dafür kann,
hat sie sich doch voller Treu und in gutem Glauben, weil man alles richtig
machen wollte bei der Erziehung seines Hundes,sich in augenscheinlich
sachkundige Hände begeben.
Sie wollte alles gut machen,
obwohl es sich irgendwie nicht richtig angefühlt hat.

 

Die Tränen flossen reichlich bei meiner Ausführung, was passiert ist und
was diese Behandlung mit dem Hund macht:

 

 

  • Ein Hund hat Todesangst wenn er im Genick geschüttelt wird,
    immerhin ist das Schütteln einer Beute eine Sequenz aus dem Jagdverhaten und
    dient zum Töten der Selbigen und es führt beim „Opfer“ instinktiv zur Todesangst,
    weil er zu sich zu Recht in Lebensgefahr wähnt
     

  • Der Hund wird massiv verunsichert,
    weil er keine rationalen Rückschlüsse auf das kurz zuvor gezeigte Verhalten und
    die folgende Bestrafung ziehen kann.
    Der Gedanke: „Upps, das war wohl gerade blöd von mir, sollte ich wohl eher lassen“
    ist typisch menschlich gedacht
     

  • Der „Impuls“, der eine Angst auslöst, führt zu einer massiven
    Adrenalinausschüttung, im Körper,
    durch den die Gehirnfunktion auf „Überlebensmodus“
    zurückgeschaltet wird und keinerlei Lernerfahrung mehr möglich ist.
    Das Opfer kann nur noch instinktmäßig handeln.
     

  • Der Zustand der Angst wird manchmal allein durch ein einziges
    Erlebnis ausgelöst und ist mit Pech nie wieder zu löschen,
    in jedem Fall wird viel Geduld und vor allem Zeit benötigt!

  • Diese Handlung führt zu einem ganz massiven
    Vertrauensverlust zwischen Hund und Mensch.

 

Alles nur, weil ein lebenslustiger, pubertierender Jungspund keine Lust
und keine Zeit hatte und, den Sinn nicht sofort erfasst hatte,
was sein Mensch von ihm wollte. Im Moment waren andere Dinge für ihn wichtiger.
Whatever! und hatte sich nich angemessen ins „Platz“ schicken zu lassen?


Mensch, hast Du vergessen,
dass auch Du Deinen Anteil an diesem „Versagen“ trägst?


Du Mensch, der einen Hund seinen Freund nennt. Behandelt man so einen Freund?
Aber auch Herr oder Frau Kollegin, wo versteckst Du Deinen Respekt und
Deine Achtung zum einen dem Menschen gegenüber,
der sich wieder besseren Wissens 100% ig auf dich verlässt und
vor allem, dem Hund gegenüber?
 

  • Eventuell war die Situation ohnehin so spannungsgeladen,
    dass der Hund sich im Platz ausgeliefert gefühlt hätte?
     

  • Kann es sein, dass der Hund müde war?
     

  • Hast Du vergessen, dass man während der Pubertät manchmal
    wie gegen eine Wand redet, weil das Oberstübchen neu verdrahtet wird?
     

  • Vielleicht war es einfach keine klare Aufforderung,
    weil der Mensch gedanklich selbst Sinn oder Unsinn dieser Übung hinterfragt hat.
     

  • Vielleicht hat der Hund gar nicht verstanden was man von ihm wollte,
    oder , oder , oder….

 

Es gibt so viele Gründe für den Hund!
Aber keine Entschuldigung für den Menschen!

 

Nichts, das rechtfertigen könnte,
dass ein Menschen so massiv gegen einen Hund agieren darf!

Das ist Gewalt aufs höchstem Niveau!
Physisch und psychisch.
Mal ganz abgesehen davon, dass hier geradezu provoziert wird,
dass ein Hunde trotz seinem sanften Gemüt als Konfliktvermeider,
durchaus in der Lage ist Überlebensstrategien zu entwickeln und
er sich zukünftig gegen Menschen frühzeitig zur Wehr setzt!
( Das können „Beutegreifer“ sehr gut)

Na Super, wenn das kein hausgemachtes Problem ist, weiß ich auch nicht!
Was folgt, wissen wir alle!
Sehen wir das Elend ja tagtäglich, aber zum Glück wird der Wesenstest
ja nur dem Hund abverlangt und nicht dem Menschen.

Was für eine faire Welt.*Ironie aus*

 

Ich bin dankbar, dass die Menschen doch irgendwie ihrem Gefühl gefolgt sind und
wir uns treffen durften und zur Zeit einen guten gemeinsamen Weg gehen,
den sie dann irgendwann alleine weitergehen werden.

 

Glückliche Menschen und glückliche Hunde –
trotz oder wegen des Trainings – So soll es sein!

Ich verabschiede mich in ein arbeitsreiches Wochenende im Zeichen des Hundes

 

Herzlichst

Eure Katrin


 

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